Full text: Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland (Teil 2)

— 112 — 
oder auf der Reise sterben, so begrabe man mich an dem ersten, dem besten 
Orte und lasse mich hernach zur Winterzeit nach Sanssouci an den be- 
zeichneten Ort bringen. 
2. Ich überlasse meinem lieben Neffen Friedrich Wilhelm als 
erstem Thronfolger das Königreich Preußen, die Provinzen, Städte, 
Schlösser, Forts, Festungen, alle Munition, Arsenale, die von mir eroberten 
oder ererbten Länder, alle Edelsteine der Krone (die in den Händen des 
Königs und der Königin, seiner Gemahlin, sind), die Gold- und Silber¬ 
service, die in Berlin sind, meine Landhäuser, Bibliothek, Münzkabinett, 
Bildergalerie, Gärten ic. Auch überlasse ich ihm außerdem den Schatz in 
dem Zustande, in dem er sich an meinem Sterbetage befinden wird, als ein 
dem Staate zugehöriges Gut, das nur zur Verteidigung oder 
zur Unterstützung des Volkes angewandt werden darf. 
4. Der Königin, meiner Gemahlin, vermache ich zu den Einkünften, 
die sie schon bezieht, noch jährlich 10000 Tlr. als Zulage, zwei Faß 
Wein jährlich, freies Holz und Wildbret für ihre Tafel. So hat die 
Königin versprochen, meinen Neffen zu ihrem Erben einzusetzen. Da sich 
übrigens kein schicklicher Ort findet, ihr denselben zur Residenz anzuweisen, 
so mag es Stettin dem Namen nach sein. Doch fordere ich zugleich von 
meinem Neffen, ihr eine standesgemäße Wohnung im Berliner Schlosse 
frei zu lassen; auch wird er ihr jene Hochachtung beweisen, die ihr als der 
Witwe seines Oheims und als einer Fürstin, die nie vom Tugendpfade 
abgewichen, gebühret. 
5. Nun zur Allodialverlassenschaft! Ich bin nie weder geizig noch 
reich gewesen und habe folglich auch nicht viel eigenes Vermögen, worüber 
ich disponieren kann. Ich habe die Einkünfte des Staates immer 
als die Bundeslade betrachtet, die keine unheilige Hand 
berühren durfte. Ich habe die öffentlichen Einkünfte nie zu meinem 
besonderen Nutzen verwendet. Meine Ausgaben haben nie in einem Jahre 
220000 Taler überstiegen. Auch läßt mir meine Staatsverwaltung ein ruhiges 
Gewissen, und ich scheue mich nicht, öffentlich Rechenschaft davon abzulegen. 
32. Ich empfehle meinem Nachfolger ferner, sein Geblüt auch in den 
Personen seiner Oheime, Tanten und übrigen Anverwandten zu ehren. 
Das Ohngesähr, das bei der Bestimmung der Menschen obwaltet, be- 
stimmt auch die Erstgeburt; und darum, daß man König ist, ist man 
nicht mehr wert als die übrigen. Ich empfehle allen meinen Ver¬ 
wandten, in gutem Einverständnisse zu leben und nicht zu vergessen, im 
Notfalle ihr persönliches Interesse dem Wohl des Vaterlandes und dem 
Vorteile des Staates aufzuopfern. 
Meine letzten Wünsche in dem Augenblicke, wo ich den letzten Hauch 
von mir geben werde, werden der Wohlfahrt dieses Reiches gelten. Möchte 
es doch stets mit Gerechtigkeit, Weisheit und Nachdruck regiert werden; 
möchte es durch die Milde seiner Gesetze der glücklichste, möchte es in Rück¬ 
sicht auf die Finanzen der am besten verwaltete, möchte es durch ein Heer, 
das nur nach Ehre und edlem Ruhm strebt, der am tapfersten verteidigte 
Staat sein; o, möchte Preußen doch in höchster Blüte bis an das 
Ende der Zeit fortdauern! 
Geschehen zu Berlin den 8. Januar 1769. ^rrehricfi
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.