Full text: Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland (Teil 2)

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annehmen: gelten doch bei den Slawen Gastlichkeit und Fürsorge für die 
Erben als die ersten Tugenden. Übrigens ist das Rugianerland reich an 
Früchten, an Fischen und Wildbret. Die Hauptstadt des Landes heißt 
Arkona. 
Die Pruzen (Preußen) haben noch nicht das Licht des Glaubens 
erblickt. Es sind sonst Menschen, die viele natürliche Borzüge besitzen; sie 
sind sehr menschenfreundlich gegen Notleidende; sie fahren denen, die von 
Seeräubern verfolgt werden oder sonst auf dem Meere in Gefahr sind, 
entgegen und helfen ihnen. Gold und Silber achten sie sehr gering. 
Überfluß haben sie an bei uns nicht vorkommenden Fellen, deren Duft unserer 
Welt das todbringende Gift der Hoffart eingeflößt hat. Jene freilich achten 
diese nicht höher denn Kehricht. Für linnene Gewände, die wir Faldonen 
nennen, bieten sie die so kostbaren Marderfelle aus. Von diesen Völkern 
könnte man in betreff der Sitten noch viel Lobenswertes sagen, wenn sie 
nur den Christenglauben hätten, dessen Prediger sie jedoch voll Wildheit 
verfolgen. Bei ihnen wurde Adalbert, der erleuchtete Bischof von Böhmen, 
mit der Märtyrerkrone geschmückt. Von ihnen wird in Wahrheit noch bis 
auf den heutigen Tag den Unsrigen, mit denen sie doch sonst in Handel 
und Wandel alles teilen, der Zutritt zu den Hainen und Quellen verwehrt, 
weil diese, wie sie meinen, durch den Besuch der Christen unrein würden. 
Das Fleisch der Pferde dient ihnen zur Nahrung; auch trinken sie deren 
Milch und Blut, worin sie sich sogar berauschen sollen. Die Menschen 
haben blaue Augen, ihr Antlitz ist rot, das Haar lang. In ihrem durch 
Sümpfe unzugänglichen Lande wollen sie keinen Herrn in ihrer Mitte dulden. 
2. (2.) Karts des Kroßen Kriegszug gegen die Witzen. 789. 
Einhard: Annalen. I, S. 41. 
Es gibt in Germanien ein slawisches Volk, das am Ufer des Meeres 
seinen Sitz hat, und in ihrer eigenen Sprache die Welataben, in der fränkischen 
aber die Wilzen heißt. Es war dies Volk von jeher feindselig gegen die 
Franken und pflegte seine Nachbarn, die den Franken unterworfen oder mit 
ihnen verbündet waren, mit seinem Hasse zu verfolgen und mit Krieg heim- 
zusuchen. 
Da der König Karl der Ansicht war, daß man solchen Übermut nicht 
länger erdulden könne, beschloß er zum Kriege auszuziehen, rüstete ein großes 
Heer aus und ging bei Köln über den Rhein. Von dort aus nahm er 
seinen Weg durch Sachsen, und als er an die Elbe kam, schlug er an 
ihrem Ufer ein Lager auf. Dann erbaute er zwei Brücken, von denen er 
die eine an beiden Enden mit einer Verschanzung schirmte und durch eine 
Besatzung sicherte. Er selbst überschritt den Fluß und führte das Heer in 
das Land der Wilzen, wo er alles mit Feuer und Schwert zu verwüsten 
befahl. Obwohl aber jenes Volk voll Kriegsmut war und auf die Zahl 
seiner Streiter vertraute, vermochte es doch nicht lange dem Angriffe des 
königlichen Heeres zu trotzen, und als man zur Stadt Dragawits kam, 
der sich vor allen den Fürsten der Wilzen durch Adel des Geschlechts und 
die Würde, die ihm sein hohes Alter verlieh, auszeichnete, zog jener sogleich
	        
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