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Exils (1305—1377) der französischen Krone dienstbar. In dieser Zeit der
Abhängigkeit sank das Ansehen der Päpste durch Sittenlosigkeit und Schwel-
gerei, durch Ämterhandel und Gelderpressung. Da hoffte man, durch
Rückverlegung des päpstlichen Stuhles nach Rom sein Ansehen heben zu
können, und im Jahre 1377 zog deshalb Papst Gregor XI. nach Rom
zurück.
Nach seinem Tode (1378) erzwang das Volk zu Rom die Wahl eines
italienischen Papstes, aber ein Teil der Kardinäle sagte sich von diesem los
und wählte einen Franzosen, der seinen Sitz in Avignon aufschlug. Das
dadurch entstandene Schisma hatte heftige Kämpfe der beiden Päpste
sowie erhöhte Erpressungen in allen christlichen Ländern zur Folge und
wurde durch fortgesetzte Doppelwahlen immer wieder erneuert.
Um das ärgerliche Schisma, das so viel Verwirrung hervorrief, zu
beseitigen, trat zu Pisa eiu von den Kardinälen beider Päpste beruseues
allgemeines Konzil (1409) zusammen, das aber nichts ausrichtete. Denn
obgleich die beiden schismatischen Päpste, Gregor XII. und Benedikt XIII.,
abgesetzt und ein neuer Papst, Alexander V., gewählt wurde, so hatte da-
mit die Einheit der Kirche nicht gewonnen, da die abgesetzten Päpste sich
nicht fügten, und nun gar drei Päpste vorhanden waren. Nach Alexanders
Tode folgte der sittenlose Johann XXIII.
Das Verlangen nach einer Kirchenreform. Bei dieser Mißwirt-
schast konnte es nicht ausbleiben, daß sich allenthalben bei Einsichtigen und
Wohlmeinenden wie in dem mißbrauchten und irre geleiteten Volke ein
tiefer Unwille über die Entartung und Verweltlichung der Papsteskirche
regte. Der Beuediktinerabt Bernhard Baptist schrieb: „In den Prälaten
wohnt Bosheit und Ruchlosigkeit, Nachlässigkeit und Unwissenheit, Eitel-
keit, Stolz, Geiz, Prunksucht. Die sonst Hirten der Schafe waren, sind
nun deren Wölfe und Verzehrer geworden und je größer, desto hungriger.
Ja, der ganze Klerus ist schon dem Teufel unterworfen." Von Nicolaus
Clemauges, dem Geheimschreiber des Papstes Benedikt XIII., erfahren wir:
..Ist heutzutage jemand träge und zum Müßiggang geneigt, so eilt er,
ein Priester zu werden. Sobald dies Ziel erreicht ist, besuchen sie lieder-
liche Häuser und Schenken, wo sie die Zeit mit Trinken, Fressen und
Spielen verbringen, im Rausche fechten, schreien, toben und den Namen
Gottes und der Heiligen mit unreinen Lippen lästern, bis sie von ihren
Buhleriunen weg zum Altar gehen. Viele Bischöfe haben nie ihre Kirche
betreten, nie ihre Gemeinden besucht. Die Mönche sind Pharisäer, falsche
Apostel und reißende Wölfe." Johannes Gerson, einer der berühmtesten
Kirchenlehrer seiner Zeit, klagt: „Die päpstliche Ehr-, Herrsch-, Hab- und