Full text: Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 (Teil 2)

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Gefangenschaft der Kirche". Hierin geißelte er die römische Tyrannei 
schärfer als zuvor. Seine Gegner, sagte er, machten ihn täglich gelehrter 
Schon jetzt wisse er, daß der Ablaß Betrug, daß das Papsttum das Reich 
Babylons sei, daß nicht sieben, sondern nur drei Sakramente (Taufe, Buße 
und Abendmahl), daß die Entziehung des Kelches, die Transsubstantiation 
und das Meßopser verkehrt seien. 
Luther verbrennt die Bannbulle. Sogleich nach der Leipziger 
Disputation war Eck nach Rom geeilt und erwirkte eine Bannbulle 
(25. Inn: 1520) gegen Luther. Dieser schrieb noch einmal aus Bitten 
des unermüdlichen Miltitz einen Brief (Sept. 1520) an den Papst1) von 
großer Aufrichtigkeit und edelster Gesinnung und legte diesem Brief seine 
Schrift „von der Freiheit eines Christenmenschen" bei. Aber alle seine 
Gegenvorstellungen blieben vergeblich. Triumphierend kam Eck mit der 
Bulle nach Deutschland, in der 41 Sätze aus Luthers Schriften als 
ketzerisch, irrig und verführerisch erklärt außerdem Luther, wenn er nicht 
binnen 60 Tagen widerrufe, in den Bann gethan und jedermann bei 
Strafe des Bannes aufgefordert wurde, Luther nach Rom auszuliefern. 
Fast überall nahm man die Bulle mit Verachtung und Erbitterung auf; 
an einigen Orten, zu Mainz, Köln und Ingolstadt, waren aber auch 
Luthers Schriften verbrannt worden. Da that er den letzten Schritt. In 
Gegenwart vieler Angehörigen der Hochschule verbrannte Luther vor 
isso dem Elsterthor zu Wittenberg am 10. Dezember 1520 die Bann¬ 
bulle und sagte sich dadurch von der römischen Kirche los. 
2. Karls V. Regierungsanfang und die Reformation bis 152L 
Karls V. Wahl Während dieser Vorgänge aus kirchlichem Gebiet 
war die Aufmerksamkeit zugleich auf die Kaiserwahl gerichtet gewesen; denn 
man erwartete von dem neuen Kaiser nicht nur die Befestigung der bereits 
wieder wankenden Ordnung in den Reichsangelegenheiten, sondern auch 
eine Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse. Die Fürsten hatten nach 
Kaiser Maximilians Tode den Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen 
zum Kaiser wählen wollen, aber er schlug die Krone aus, und da auch der 
König Franz I. von Frankreich sich um die Kaiserkrone bewarb, wurde 
vorzugsweise auf Friedrichs Rat der Enkel Maximilians, der 19 jährige 
Karl, der Beherrscher von Spanien, den Niederlanden, Österreich, Neapel 
und Sieilien und von den neu entdeckten Ländern Amerikas, gewählt. Er 
hatte in einer Wahlkapitulation oder Handfeste, die der Kaisermacht be- 
3) Ein Sendbrief Luthers an den Papst Leo X. 1520.
	        
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