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Gefangenschaft der Kirche". Hierin geißelte er die römische Tyrannei
schärfer als zuvor. Seine Gegner, sagte er, machten ihn täglich gelehrter
Schon jetzt wisse er, daß der Ablaß Betrug, daß das Papsttum das Reich
Babylons sei, daß nicht sieben, sondern nur drei Sakramente (Taufe, Buße
und Abendmahl), daß die Entziehung des Kelches, die Transsubstantiation
und das Meßopser verkehrt seien.
Luther verbrennt die Bannbulle. Sogleich nach der Leipziger
Disputation war Eck nach Rom geeilt und erwirkte eine Bannbulle
(25. Inn: 1520) gegen Luther. Dieser schrieb noch einmal aus Bitten
des unermüdlichen Miltitz einen Brief (Sept. 1520) an den Papst1) von
großer Aufrichtigkeit und edelster Gesinnung und legte diesem Brief seine
Schrift „von der Freiheit eines Christenmenschen" bei. Aber alle seine
Gegenvorstellungen blieben vergeblich. Triumphierend kam Eck mit der
Bulle nach Deutschland, in der 41 Sätze aus Luthers Schriften als
ketzerisch, irrig und verführerisch erklärt außerdem Luther, wenn er nicht
binnen 60 Tagen widerrufe, in den Bann gethan und jedermann bei
Strafe des Bannes aufgefordert wurde, Luther nach Rom auszuliefern.
Fast überall nahm man die Bulle mit Verachtung und Erbitterung auf;
an einigen Orten, zu Mainz, Köln und Ingolstadt, waren aber auch
Luthers Schriften verbrannt worden. Da that er den letzten Schritt. In
Gegenwart vieler Angehörigen der Hochschule verbrannte Luther vor
isso dem Elsterthor zu Wittenberg am 10. Dezember 1520 die Bann¬
bulle und sagte sich dadurch von der römischen Kirche los.
2. Karls V. Regierungsanfang und die Reformation bis 152L
Karls V. Wahl Während dieser Vorgänge aus kirchlichem Gebiet
war die Aufmerksamkeit zugleich auf die Kaiserwahl gerichtet gewesen; denn
man erwartete von dem neuen Kaiser nicht nur die Befestigung der bereits
wieder wankenden Ordnung in den Reichsangelegenheiten, sondern auch
eine Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse. Die Fürsten hatten nach
Kaiser Maximilians Tode den Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen
zum Kaiser wählen wollen, aber er schlug die Krone aus, und da auch der
König Franz I. von Frankreich sich um die Kaiserkrone bewarb, wurde
vorzugsweise auf Friedrichs Rat der Enkel Maximilians, der 19 jährige
Karl, der Beherrscher von Spanien, den Niederlanden, Österreich, Neapel
und Sieilien und von den neu entdeckten Ländern Amerikas, gewählt. Er
hatte in einer Wahlkapitulation oder Handfeste, die der Kaisermacht be-
3) Ein Sendbrief Luthers an den Papst Leo X. 1520.