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Ihr Sänger, hervor aus Feld und Wald,
die Blüten erwachen, sie säuseln bald.
Und wer noch schlummert im Winterhaus
zum Leben und Weben heraus, heraus!“
Das hörte der Winter, und er dachte bei sich: Da wird ja
der Frühling schon eingeläutet! Jetzt ist es Zeit, daß du dich aus
dem Staube machst.
Da zog er den langen weißen Schneemantel an sich und
trollte sich seines Weges. Der Lenz aber lauschte schon hinter den
Hecken, und sobald der Winter weg war, trat er hervor. Sein
erster Gruß aber galt den beiden Blumen, und weil sie den Schnee
weggeläutet hatten, gab er ihnen den Namen Schneeglöckchen.
185. Räãtsel.
Scherers Rätselbuch.
Man läßt ihn sprechen, man läßt ihn stechen;
er ist ein Vogel und ein Gebrechen.
186. Am Starenhäuschen.
Stephan Reinke.
Meinem Fenster gegenüber hängt ein Starenkasten. Es
ist ein prächtiger Kasten. Er ist rundum mit Rinde umkleidet;
eine abgeschrägte Decke bildet das Dach; dicht darunter ist
ein kreisrundes Eingangsloch und davor ein kleiner Holzpflock
zum Ausruhen und Singen für den Bewohner. Des Nachbars
kleiner Fritz hat den Kasten während der langen Winter-
abende gezimmert, und der Vater hängte ihn im Anfang des
Frühjahrs an der Ostwand des Hauses auf. Schon am fol-
genden Tage saß ein Star auf dem Häuschen, beschaute es
Von oben bis unten mit prüfenden Blicken, schlüpfte durch das
Eingangsloch und besah sich die Einrichtung von innen. Nach
einiger Zeit kam er wieder heraus, schlug mit den Flügeln,
sang und pfiff und trippelte vor Freude von einem Bein aufs
andere. Die Wohnung mußte ihm ausgezeichnet gefallen.
Nun ging's ans Arbeiten. Stroh, Gras, Federn und Bind-
fãden wurden herangeschleppt, und nach 14 Tagen wurde es le—
bendig im Starenhäuschen. Fünf kleine Stare reckten die Hälse
und schrieen nach Futter. Da fing für die glücklichen Staren—
eltern ein ganz neues Leben an; sie wurden Feldpolizisten.
Das war für das fliegende und kriechende Gesindel in Garten,