allen seinen Regierungshandlungen bedurfte, und die zumeist ihre eigenen
Interessen vertraten, beseitigt und an ihre Stelle der unumschränkte Wille
des Monarchen gesetzt wurde, der die Regierung zum Besten der Gesamt-
heit führte. Gar zu leicht wurde indes der Absolutismus ins Maßlose
übertrieben, indem der Monarch seine selbstherrliche Stellung zum Nachteil
namentlich der mittleren und niederen Klassen seiner Unterthanen in selbst-
süchtiger Weise mißbrauchte und, gestützt auf ein starkes stehendes Heer,
eine despotische Regierung führte. Diese EntWickelung nahm der
Absolutismus vor allem in Frankreich.
a) Frankreich.
Richelieu. Auf Heinrich IV. war dessen Sohn Ludwig XIII. (1610—1643),
noch nicht zehn Jahre alt, gefolgt. Er stand unter der Vormundschaft seiner Mutter,
Maria von Medici, die den Kriegsplan zur Schwächung Österreichs ausgab, Sully
entließ und eine höchst verschwenderische Regierung führte. Als sie endlich vom Hofe
entfernt war, erhielt ein hochbegabter Mann, derKardinal und Herzog von Riche-
lieu, die Leitung der Staatsgeschäfte, der während seiner 18jährigen Verwaltung
(1624—1642) das französische Königtum wieder zu größerer Gewalt erhob. Das erreichte
er dadurch, daß er der Überhebung der Großen, des Hochadels, fest entgegentrat, die
politische Stellung der Hugenotten durch Wegnahme ihrer Sicherheitsplätze in eine bloß
kirchliche Partei herabdrückte und die Erweiterung des politischen Einflusses
Frankreichs im Auslande betrieb. Deshalb nahm er den Plan Heinrichs IV.
wieder auf, die habsburgifche Macht in Deutschland und Spanien zu schwächen, und
weil diese seit 1629 bedenklich gewachsen war, unterstützte er das Unternehmen Gustav
Adolfs, mit dem er auch 1631 einen Subsidienvertrag schloß; die fernere Teilnahme
Frankreichs am dreißigjährigen Kriege ist vornehmlich sein Werk. Als Ludwig wenige
Monatenach Richelieus Ableben starb, hinterließ er zwei Söhne, Ludwig, seinen Nach-
folger, und Philipp, den Herzog von Orleans, der der Stammvater der jüngeren
Bourbonen wurde, die 1830 auf den Thron kamen.
Mazarin während Ludwigs XIV. Minderjährigkeit. Ludwig, der Sohn der
Anna von Österreich, war beim Tode seines Vaters noch minderjährig; es riß deshalb
seine Mutter die Regentschaft an sich, die jedoch gegen aller Erwartung die Regierung
fast ausschließlich dem klugen Italiener Kardinal Mazarin, der ihr und den Ideen
Richelieus ergeben war, überließ. Seinem Einfluß ist der für Frankreich so günstige
westfälische Friedensschluß zuzuschreiben. Als er aber 1644 zur Fortsetzung des Krieges
gegen Deutschland und um die durch Vergeudungen des Hofes herbeigeführte Geldnot
zu heben, neue Steuern auflegte, entzweite er sich mit dem Parlamente in Paris*),
das seine Finanzmaßregeln nicht anerkennen wollte. Nach langem Streite ließ er einige
!) Unter dem Parlamente verstand man in Frankreich die in den größten Städten
befindlichen Reichsgerichte, unter denen das zu Paris als das älteste besonderes Ansehen
genoß. Dieses gewann mit der Zeit Einfluß auf die Regierung, indem nur die könig-
lichen Verordnungen Gesetzeskraft erlangen sollten, die von ihm auf ihre Rechtmäßig-
keit geprüft waren.