Full text: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

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des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wett- 
kämpfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. Das walte 
Gott!"1) 
C. Das neue deutsche Kaiserreich von 1871 bis jetzt. 
1. Die Friedensjahre unter Kaiser Wilhelm I. 1871—1888. 
Die Erhaltung des Friedens. Was Kaiser Wilhelm seinem Volke 
versprochen, er hat es gehalten: Das deutsche Kaiserreich ist ein Reich des 
Friedens geworden, das zu jeder Zeit eifrig bemüht ist, auch „ein zuver- 
lässiger Bürge des europäischen Friedens" zu sein. 
Der Friede von Frankfurt a. M. hatte zwischen dem deutschen Reiche 
und der französischen Republik nur einen äußerlichen Friedenszustand ge- 
schaffen. Die Franzosen waren durch den Sieg der Deutschen in ihrer 
Eitelkeit aufs tiefste verletzt; ihr Kriegsruhm war jäh zusammengebrochen, 
Straßburg und Metz waren wieder deutsch geworden, französische Gefangene 
waren zu Hunderttausenden in Deutschland gewesen, Adler und Kanonen 
waren in großen Massen in die Hände der Deutschen gefallen, und Deutsch- 
land war geeinigt. Alles Grund genug, daß tiefer Haß die Herzen der 
Franzosen gegen die Deutschen erfüllte und ein wahrhafter Friede, eine 
innere Aussöhnung zwischen beiden Völkern unmöglich wurde. Da mußte 
es Deutschlands Aufgabe werden, stets gerüstet zu sein und zu bleiben, 
damit die junge französische Republik, die beständig darauf bedacht ist, ihre 
Kriegsmacht zu mehren, jederzeit einsehen mußte, daß Deutschland an 
*) Im Jahre 1875 hatten sich die Bewohner der Herzegowina unterstützt von den 
Montenegrinern, gegen die Herrschaft der Türken erhoben und die Serben und Bul- 
garen sich ihnen angeschlossen. Rußland benutzte die Gelegenheit, um den durch den 
Krimkrieg (S. 223) verlornen Einfluß auf der Balkanhalbinsel wiederzugewinnen, und 
erklärte als „Beschützer der Slaven" im Jahre 1877 der Türkei den Krieg. Nach 
blutiger Niederlage vor dem stark befestigten Plewna (südwestlich von Nikopolis) erhielten 
die Russen Beistand durch die Truppen Rumäniens und eroberten am 10. Dez. 1877 
Plewna. Darauf rückten sie vom Balkan aus bis nahe vor Konstantinopel und 
zwangen den bedrängten Sultan am Z.März 1878 zum Friedensvertrag von San 
Stefano (unweit Konstantinopels). Weil aber danach zu Gunsten Rußlands und der 
frei gewordenen türkischen Vasallenstaaten die europäische Türkei völlig zerstückelt worden 
wäre, erhoben Österreich und England Widerspruch. Rußland nahm des Fürsten Bis- 
marck Vermittelung an und willigte ein, mit den übrigen Großmächten aus dem 
Kongreß zu Berlin zu unterhandeln. Es wurde Europa der Frieden erhalten. Die 
Donaufürstentümer Rumänien und Serbien wurden souverän und bald nachher König- 
reiche. Bosnien und die Herzegowina kamen unter österreichische Verwaltung, Monte- 
negro und Griechenland wurden vergrößert. Bulgarien wurde ein Fürstentum; der südliche 
Teil Bulgariens blieb aber als Provinz Ostrnmelien unter der Botmäßigkeit des Sultans. 
Heinze, Die Geschichte, in.
	        
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