Das römische Neich unb bic Germanen.
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rheinischen Gebietes wurden durch Bergwerke und Steinbrüche in
Nutzung genommen, Heilquellen (zu Aachen, Baden-Baden) er-
schlössen und verwertet. Der Wohlstand der Bewohner dieser germanisch-
römischen Gebiete ist auch ersichtlich aus den Ruinen zahlreicher behaglich
eingerichteter und reich ausgestatteter römischer Landhäuser, die unter
der Ackerscholle in ihren Fundamenten wieder bloßgelegt worden sind,
und aus der hochentwickelten Ton- und Glasindustrie, die da-
rnals hier bestand. In diesen Gegenden kam auch das Christentum
durch die römischen Soldaten und Handelsleute zuerst zu den Germanen.
f) Der Markomannenkrieg (166—180). Unter der Regierung des
Kaisers Marcus Aurelius veranlagte die Wanderung der Goten, die
von der Küste des Baltischen zum Schwarzen Meere zogen, eine Be¬
wegung unter den ostgermanischen Stämmen. Zahlreiche Völkerschwärme,
besonders Markomannen, drangen über die Donau ins römische
Reich und sogar bis. nach Italien vor. M. Aurelius trieb sie zurück,
aber während des wechselvollen Krieges starb er zu Vindobona (Wien,
180). Sein Sohn und Nachfolger Cömmodus schloß mit den Marko¬
mannen Frieden. Die Donaugrenze blieb bestehen, aber viele Germanen
wurden als Ansiedler gegen die Verpflichtung zum Heeresdienste in das
Reichsgebiet übernommen.
Die Anfiedlung germanischer Scharen im römischen
Reiche unter derselben Bedingung wurde in den beiden folgenden
Jahrhunderten immer häufiger. Zuletzt bildeten sie den Kern des
römischen Heeres. Hauptfächlich der kriegerischen Tüchtigkeit dieser
germanischen Truppen und der Umsicht der aus ihnen hervorgehenden
Führer und Staatsmänner verdankte das Reich seine Erhaltung, als die
germanischen Völkerschaften jenseits des Rheins und der Donau seit
dem 3. Jahrhundert in immer neuen Anstürmen die Reichs grenze
zu überfluten begannen.
g) Die Völkerbünde. Damals entstanden nämlich, durch nicht genau
bestimmbare Ursachen veranlaßt, unter den germanischen Stämmen
Bünde, infolge deren die alten Stammesnamen verschwanden und neue
umfassendere Völkernamen auskamen: die Alemannen,
Franken, Sachsen neben den schon früher so genannten Goten. Mit
kurzen Unterbrechungen lagen diese Volksverbände, deren Gefüge an-
fangs noch locker war, in andauernden Grenzkämpfen mit den Römern.
1. Die Alemannen (Schwaben), fuebifche Stämme (darunter
die Semnonen), drangen aus der Maingegend über den Limes vor und
nahmen das „Zehntland" in Besitz. Im 4. Jahrhundert breiteten sie