Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 4)

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Während die zur Erblichkeit gelangenden Grafen und Herzöge 
aus Familien- und Sonderinteressen oft eine feindliche Stellung 
gegen das Königtum einnahmen, gewann dieses in den Bischöfen 
und Reichsäbten, da bei Erledigung einer Stelle der König den 
Nachfolger zu ernennen oder zu bezeichnen pflegte, für lange 
Zeit eine zuverlässige und starke Stütze. 
e) Abwehr der Ungarn (955). |Dte Ungarn erneuerten, 
durch die inneren Streitigkeiten in Deutschland ermutigt, ihre 
Raubzüge. Aber Otto brachte durch Unterstützung fast aller 
deutschen Stämme ein tüchtiges Reichsheer auf und schlug sie 
(955) bei Augsburg auf dem Lechfelde entscheidend. In 
der Schlacht fand der eben entsetzte Herzog Konrad, dessen 
Tapferkeit viel zum Siege beitrug, den Heldentod. Die Ungarn 
stellten von jetzt an ihre Raubzüge ein und bequemten sich zu 
einem setzhaften Leben. 
f) Erwerbung der Kaiserwürde (962). Nach dem Abzüge 
Ottos aus Italien strebte Berengar bald dahin, seine Selbständig- 
keit wiederzugewinnen und seine Macht auch über Rom aus¬ 
zudehnen. Der Papst Johann XII. wandte sich an den deut- 
schert König um Hilfe. Otto zog zum zweitenmal über die Alpen, 
ließ gegen Berengar, der wieder keine Schlacht wagte, einen 
Teil des Heeres in Oberitalien zurück und rückte mit seiner 
Hauptmacht nach Rom. Hier empfing er nebst seiner Gemahlin 
vom Papste die Kaiserkrone (2. Febr. 962). 
Aber kaum hatte Otto nach kurzer Anwesenheit Rom ver- 
lassen und sich wieder gegen Berengar gewandt, als der Papst, 
der vom Kaiser in seinen Hoheitsrechten geschmälert zu werden 
fürchtete, nun mit Berengar eine Verbindung einging. Auf die 
Kunde hiervon eilte der Kaiser nach Rom, von wo Johann flüchtete, 
und lieh die Römer schwören, niemals einen Papst ohne seine 
Zustimmung zu wählen. Dann lieh er Johann durch eine Synode 
italienischer und deutscher Bischöfe absetzen und einen neuen 
Papst wählen. Berengar mutzte sich bald darauf ergeben und 
wurde nach Bamberg in die Verbannung geführt. 
Neue Unruhen in Rom veranlatzten Otto, zum drittenmal 
nach Italien zu ziehen (966—972). Er bestrafte die Aufrührer 
mit eiserner Strenge. Zur Sicherung seiner Herrschaft über 
das Königreich Italien suchte Otto vergebens seine Macht auch
	        
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