Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 4)

Der Anfang der Kreuzzüge, 
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derer, welche nichts zu verlieren hatten, liefe sich durch bloße Ver- 
änderungslust zu einem Zuge in die roeite Ferne verleiten. 
Schon Papst Gregor VII. hatte eine Heerfahrt nach dem 
Orient zum Schutze des bedrohten Konstantinopel anregen roollen, 
konnte aber durch den Kampf mit Heinrich IV. seinen Plan nicht 
verwirklichen. Papst Urban II. nahm den Gedanken wieder 
auf und brachte ihn zur Ausführung. 
Die nächste Veranlassung zu einem Kreuzzuge war neben 
der schmachvollen Behandlung der Pilger in Jerusalem das be- 
drohliche Vorrücken der Seldschuken in Kleinasien, das sie 
fast ganz in ihre Gewalt brachten. Ein wallfahrender Einsiedler, 
Peter aus Amiens (in der Picardie), predigte mit Erlaubnis 
Urbans II. den Krieg wider die Ungläubigen. Vor allem aber 
bot der tatkräftige Papst selbst seinen ganzen Einfluß für das 
Unternehmen auf. In einer großen Kirchenversammlung zu 
Piacenza (1095) führte er Gesandte des griechischen Kaisers 
Alerius vor, welche die Christenheit um Beistand gegen die seld- 
schukischen Türken anflehten, und begeisterte die Versammlung 
zu dem Versprechen, für die Sache Gottes das Schwert zu ziehen. 
Noch zahlreicher besucht war die Kirchenversammlung zu Cler- 
mont (in der Auvergne, 1095). Während Urban hier vor einer 
unabsehbaren Volksmenge die Leiden der morgenländischen 
Christenheit schilderte, unterbrach ihn plötzlich der begeisterte 
Zuruf: Gott will es. Diesen Ausruf wählte der Papst zum Lo- 
sungsworte im heiligen Kriege, und viele der Anwesenden hefteten 
ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter. Daher erhielten die 
Teilnehmer am Kriege den Namen Kreuzfahrer. Allerorts in 
Frankreich und Italien, weniger in dem durch den Kirchenstreit 
heimgesuchten Deutschland wurde nun unter ungeheurem Er- 
folge das Kreuz gepredigt. Um die Begeisterung noch mehr zu 
heben, verhieß die Kirche den Kreuzfahrern besondere geistliche 
Gnaden und sprach über alle, welche dem Unternehmen hindernd 
in den Weg treten würden, den Bann aus. Die Züge selbst 
nahmen den Charakter eines heiligen Krieges, eines Kampfes 
der christlichen Welt gegen die mohammedanische an. 
Zuerst machten sich mehrere ungeordnete Haufen, besonders aus Frank- 
reich und Lothringen, auf den Weg. Rotten niedrigsten Gesindels richteten 
ihre Kriegswut zunächst gegen die reichen Juden am Mittelrhein. Bei
	        
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