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3. Die Aufstände in Osterreich. Durch die Unruhen in Wien
sah sich der Kaiser Ferdinand I. (seit 1835 Nachfolger seines
Vaters Franz I.) gezwungen, Metternich zu entlassen und
neben der Erfüllung der anderen Forderungen auch eine Ver-
fassung zu versprechen. Aber nunmehr schien das ganze Staats-
Wesen, da überall neben den freiheitlichen Bewegungen auch
der nationale Gedanke sein Recht forderte, gänzlich zusammen-
zubrechen.
Die Ungarn und die Böhmen erlangten eine selbständige
Verfassung, die sie von der Gesamtmonarchie fast ganz lostrennte,
und die italienischen Provinzen Österreichs, die Lombardei und
Venetien, erhoben sich, um die österreichische Herrschaft ab-
zuschütteln. Der König von Sardinien trat an die Spitze
dieser Bewegung, die auf eine Einigung Italiens abzielte. Aber
die sardinischen Truppen wurden von dem österreichischen Feld-
Marschall Radetzky besiegt und die Herrschast Österreichs wieder-
hergestellt. — 'Die Umsturzpartei in Italien vertrieb (1848)
auch den Papst Pius IX. aus Rom und verwandelte den
Kirchenstaat in eine Republik. Doch im nächsten Jahre führte
ein französisches Heer siegreich den Papst wieder nach Rom
zurück.
Wie in Italien, so gewann die österreichische Regierung bald
auch in den anderen Ländern der Monarchie wieder festeren Boden.
Ein Aufstand in der Stadt Prag wurde von dem Fürsten Win-
dischgrätz niedergeworfen und die böhmische Verfassung wieder
aufgehoben. Als im Herbst des Jahres 1848 neue schwere Un-
ruhen in Wien ausbrachen, zog Windischgrätz gegen die Haupt-
stadt, eroberte sie in heißen Kämpfen und strafte die Empörer mit
blutiger Härte. In derselben Zeit erhoben sich die Ungarn, mit
der Regierung unzufrieden, zu einem Aufstand und sagten sich sogar
nach einigen Waffenerfolgen ganz von der Herrschaft des öfter-
reichischen Kaiserhauses los. Erst mit russischer Hilfe wurden
fie nach tapferem Widerstande bezwungen und verloren wieder ihre
selbständige Verfassung (1849). Während dieser inneren Wirren,
aus denen die österreichische Monarchie und der Absolutismus
ihrer Regierung schließlich siegreich hervorgingen, legte der Kaiser
Ferdinand I. zugunsten seines Neffen Franz Joseph die Krone
nieder (1848).
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