Full text: Geschichte der Deutschen

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Wissenschaftliche Bildung. 
Nachah- Nachklänge des bereits Dagewesenen oder gar des Fremden, 
mnna der Namentlich verfiel man auf Nachahmung der Franzosen; doch 
ll)ac es? oben nicht bloß die Nachahmung, welche die Selbst¬ 
ständigkeit der deutschen Litteratuc vernichtete, als vielmehr der 
Umstand, daß man die Eigenthümlichkeit des Fremden nicht 
mit dem, waS als Grundcharacter des deutschen Wesens anzu¬ 
sehen ist, Forschen nach innerm Zusammenhangs und Streben 
nach Idealität, zu verschmelzen verstand. Hielt man sich doch 
in jeder Beziehung einseitig an das Vorbild der Franzosen und 
wollte man dieses, da man an Geist und Leichtigkeit ihnen 
nicht gleichkam, durch Zierlichkeit und Leichtsinn erreichen: da¬ 
durch aber gerieth man in daS Trockene und Leere. Zwar 
. . zeigten sich immerhin noch hier und da einige Spuren des 
Ei-, fl !, ß. 'Bessern; aber erst durch das Auftreten Friedrichs H. von 
Preußen kam wieder eine allgemeinere und großartigere Be¬ 
wegung in die Geister. DaS Selbstgefühl erstarkte von Neuem, 
seitdem man einsah, wie auch geringe Kraft sich am Großen 
versuchen dürfe; die verkehrte finstere und dumpfe Richtung 
wich der aufgeklärten, hellsinnigen, und da Friedrichs Beispiel 
auch aus andere Fürsten, besonders auf Joseph 1!. kräftig 
wirkte, so erwachte das wissenschaftliche Leben von ganz 
. Deutschland unter den freudigsten wenn auch mitunter heftigen 
ZÄi'üi?s-''dewegilngen der verschiedensten Art für oder gegen das Neue, 
kämpft'ii «--Zwar wurden die äußern Verhältnisse durch die französische 
nmrf'fe Revolution und den daraus hervorgehenden Napoleon noch 
Eklbstge- einmal heftig erschüttert; aber die kriegerischen Stürme blieben 
d'intt nnic§ohne dauernden Einfluß auf das geistige Leben, vielmehr 
gcist rcgsa-wirkte die in ben Freiheitskriegen erwachte Begeisterung höchst 
mcs Lkben.wohlthätig auf die Entwickelung der Künste des Friedens, der 
jenen Kämpfen folgte. 
Sehen wir nun auf den Standpunkt der wissenschaftlichen 
Bildung, deit die Deutschen sich jetzt errungen, so läßt sich ge¬ 
wiß nicht verkennen, daß sämmtliche Wissenschaften sowohl des 
Die Dnit-Geistes als der Natur eben durch die Pflege der Deutschen 
iic u1 * ft à u ó ^e n größten Gewinn davon getragen haben. Voran steht die 
i» der PhftP l) i l o s o p h i e, worin ganz vorzüglich seit dem Kantischen 
losephie, Kriticismus durch die' tiefsinnigsten Forschungen eines Fichte, 
Schelling. Hegel u. a. die geistreichsten Systeme sich entwickelten, 
deren Principien zugleich auch in andere Disciplinen eingeführt 
wurden, und besonders bei der Bestimmung und Regelung der 
gesellschaftlichen Verhältnisse in Anwendung kamen. So haben 
durch die Philosophie auch Pädagogik, Naturcecht und Staatswissen, 
schaft beträchtlich gewonnen, ja selbst für eine lebendigere An schau- 
u»g des klassischen Alterthums war sie von hoher Bedeutung, 
mit einem Worte der philosophische Geist hat auf dem Gebiete
	        
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