282
Wissenschaftliche Bildung.
Nachah- Nachklänge des bereits Dagewesenen oder gar des Fremden,
mnna der Namentlich verfiel man auf Nachahmung der Franzosen; doch
ll)ac es? oben nicht bloß die Nachahmung, welche die Selbst¬
ständigkeit der deutschen Litteratuc vernichtete, als vielmehr der
Umstand, daß man die Eigenthümlichkeit des Fremden nicht
mit dem, waS als Grundcharacter des deutschen Wesens anzu¬
sehen ist, Forschen nach innerm Zusammenhangs und Streben
nach Idealität, zu verschmelzen verstand. Hielt man sich doch
in jeder Beziehung einseitig an das Vorbild der Franzosen und
wollte man dieses, da man an Geist und Leichtigkeit ihnen
nicht gleichkam, durch Zierlichkeit und Leichtsinn erreichen: da¬
durch aber gerieth man in daS Trockene und Leere. Zwar
. . zeigten sich immerhin noch hier und da einige Spuren des
Ei-, fl !, ß. 'Bessern; aber erst durch das Auftreten Friedrichs H. von
Preußen kam wieder eine allgemeinere und großartigere Be¬
wegung in die Geister. DaS Selbstgefühl erstarkte von Neuem,
seitdem man einsah, wie auch geringe Kraft sich am Großen
versuchen dürfe; die verkehrte finstere und dumpfe Richtung
wich der aufgeklärten, hellsinnigen, und da Friedrichs Beispiel
auch aus andere Fürsten, besonders auf Joseph 1!. kräftig
wirkte, so erwachte das wissenschaftliche Leben von ganz
. Deutschland unter den freudigsten wenn auch mitunter heftigen
ZÄi'üi?s-''dewegilngen der verschiedensten Art für oder gegen das Neue,
kämpft'ii «--Zwar wurden die äußern Verhältnisse durch die französische
nmrf'fe Revolution und den daraus hervorgehenden Napoleon noch
Eklbstge- einmal heftig erschüttert; aber die kriegerischen Stürme blieben
d'intt nnic§ohne dauernden Einfluß auf das geistige Leben, vielmehr
gcist rcgsa-wirkte die in ben Freiheitskriegen erwachte Begeisterung höchst
mcs Lkben.wohlthätig auf die Entwickelung der Künste des Friedens, der
jenen Kämpfen folgte.
Sehen wir nun auf den Standpunkt der wissenschaftlichen
Bildung, deit die Deutschen sich jetzt errungen, so läßt sich ge¬
wiß nicht verkennen, daß sämmtliche Wissenschaften sowohl des
Die Dnit-Geistes als der Natur eben durch die Pflege der Deutschen
iic u1 * ft à u ó ^e n größten Gewinn davon getragen haben. Voran steht die
i» der PhftP l) i l o s o p h i e, worin ganz vorzüglich seit dem Kantischen
losephie, Kriticismus durch die' tiefsinnigsten Forschungen eines Fichte,
Schelling. Hegel u. a. die geistreichsten Systeme sich entwickelten,
deren Principien zugleich auch in andere Disciplinen eingeführt
wurden, und besonders bei der Bestimmung und Regelung der
gesellschaftlichen Verhältnisse in Anwendung kamen. So haben
durch die Philosophie auch Pädagogik, Naturcecht und Staatswissen,
schaft beträchtlich gewonnen, ja selbst für eine lebendigere An schau-
u»g des klassischen Alterthums war sie von hoher Bedeutung,
mit einem Worte der philosophische Geist hat auf dem Gebiete