Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648 (Bd. 2)

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und noch einen bedeutenden Staatsschatz (10 Million Taler) seinem 
Nachfolger zu hinterlassen. 
2. Sorge für die tiofösmoltffafiri;. Dabei kargte der König nicht, § 23. 
wenn es galt, die wirtschaftliche Wohlfahrt zu heben. Besonders 
eifrig wurde die Landwirtschaft gefördert. Auf Urbarmachung 
wüster und sumpfiger Landstrecken (z. B. des havelländisches Luches 
d. h. Sumpfes, Bruches) wurden große Summen verwendet. Viele 
Dörfer und kleine Städte, die sich von den Drangsalen des Dreißig- 
jährigen Krieges noch nicht erholt hatten, wurden wieder aus¬ 
gebaut. Auch in Berlin regte der König die Bautätigkeit, bis- 
weilen mit gewaltsamen Mitteln, an, so daß die Hauptstadt bei 
seinem Tode schon 100000 Einwohner zählte. Ferner suchte er 
sein Land auch durch sremde Ansiedler, denen allerhand Ver- 
günstigungen (Steuerfreiheit u. a.) gewährt wurden, zu bevölkern. 
Als der Erzbifchof von Salzburg von dem immer noch zu Recht 
bestehenden, aber wenig mehr beachteten Grundsatze „cuius regio, 
eius religio" (s. Bd. I, S. 118) Gebrauch machte und seine bedrückten 
protestantischen Untertanen die Heimat verlassen mußten, nahm der 
König die flüchtigen Salzburger bereitwillig in fein Land auf. 
Er siedelte sie meistens in Ostpreußen an, dessen Bevölkerung durch 
eine Pest gelichtet worden war. 
Auch für die Hebung der Gewerbtätigkeit war Friedrich 
Wilhelm I. besorgt. Er vermehrte noch die Sperrmaßregeln, die 
schon der Große Kursürst zum Schutze des inländischen Gewerbes 
angewendet hatte. Besonders hob sich die Wollindustrie, da der 
König die Ausfuhr von Schafwolle verbot und anderseits auch die 
Einfuhr fertiger Wollwaren und Baumwollenzeugs untersagte. 
Er bestimmte, das Heer solle seine Bekleidungs- und Ausrüstungs- 
gegenstände aus preußischen Fabriken beziehen, und brachte es 
zuwege, daß dies in der Tat möglich wurde. 
Für die Künste und Wissenschaften hatte der König kein 
Interesse. Den Gelehrten zeigte Friedrich Wilhelm oft große 
Mißachtung. Dagegen hat er sich um die Volksschulbildung, 
deren unmittelbarer Nutzen einleuchtete, so großes Verdienst er- 
worben, daß man ihn den Vater des preußischen Volksschulwesens 
genannt hat. Rastlos, wenn auch nicht immer erfolgreich, war er 
bemüht, allenthalben einen regelmäßigen Schulunterricht einzuführen 
urtd die Eltern anzuhalten, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
	        
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