Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

104 C. Römische Geschichte. 
erlernten. Zugleich traf Marius wichtige Änderungen in der Aufstellung 
und Bewaffnung des Heeres und erhöhte so dessen Schlagfertigkeit. Jede 
Legion erhielt einen silbernen Adler mit weit ausgebreiteten Schwingen 
zum Feldzeichen. Das neue Heer ward leicht zum willenlosen Werkzeug 
seines Führers. Der Mietsoldat war ganz an seinen Feldherrn gebunden,, 
der ihm den Sold gewährte und ihn im Alter mit einem Stück Acker- 
land versorgte. ^ So hatte Marius die Waffe geschmiedet, mit der ehrgei- 
zige Männer die Alleinherrschaft erkämpfen konnten. 
Marius und Nach der Heimkehr aus dem Zimbernkriege ward Marius als der 
sBunt??g°enD"fien- erfte Mann des Staates auch in die inneren Kämpfe gezogen; die Volks¬ 
kriege od. Partei hoffte von ihm den Sturz der Adelsherrschaft. Allein im Stände- 
kämpfe bewährte sich der rauhe plebejische Kriegsmann schlecht. Mißmutig 
verließ er Rom, und er kehrte nicht eher zurück, als bis sich ihm Aussicht 
bot, in einem Kriege neue Lorbeeren zu pflücken. Gegen Rom erhoben 
sich nämlich im Jahre 91 die italischen Bundesgenossen. Sie waren er- 
bittert, daß man auf ihre Schultern die drückendsten Kriegs- und Steuer¬ 
lasten abwälzte, ihnen aber das römische Bürgerrecht vorenthielt und ihnen 
keinen Anteil an der Regierung des Reiches vergönnte, sie aber der schnö¬ 
desten Willkür der römischen Beamten preisgab. Marius führte ein Heer 
gegen sie. Obwohl er einige Erfolge davontrug, blieben doch die Auf¬ 
ständischen vielfach siegreich, so daß Rom, um eine Ausbreitung des Auf- 
standes zu verhindern, den treu gebliebenen Bundesgenossen das Bürgerrecht 
gewährte. Später bewilligte es dieses sogar allen freien italischen Bürgern 
südlich vom Po. Aber einige Stämme beharrten im Widerstände; da warf 
sie der junge Sulla in blutigen Kämpfen nieder. So erlitt Marius im 
Bundesgenossenkrieg eine Einbuße an Ruhm; jetzt feierte man Sulla als 
den großen Feldherrn, der die Empörer bezwungen habe. Zwischen beiden 
Männern begann nun der Kampf um die Macht. 
Suva. Sulla war in allem das gerade Gegenteil von Marius. Als Sproß 
$friegte8^8r' des Hauses der Kornelier hatte er eine ausgezeichnete Bildung empfangen, 
so daß er durch feines Benehmen wie durch große Kenntnisse gefiel. Er 
liebte den Lebensgenuß über alles und war daher weniger ehrgeizig als 
Marius. Er war von schöner Gestalt; blond, blauäugig und von weißer 
Gesichtsfarbe, erinnerte er mehr an einen Germanen als an einen Römer. 
Marius grollte ihm schon lange, da er einen Siegelring trug, auf dem 
die Übergabe des Jugurtha dargestellt war. 
Es war kein Wunder, daß jetzt der Senat Sulla zum Feldherrn in 
dein eben in _AsLen_ ausgebrochenen Kriege bestimmte. Gegen ihn, den 
Führer des Adels, erhob sich aber die VolksMrtei, und sie setzte einen 
Volksbeschluß durch, der Marius zum Oberfeldherrn ernannte. Doch Sulla 
wies das Ansinnen, die Leitung des Krieges aus der Hand zu geben, ent- 
schieden zurück. Er marschierte gegen Rom. Zum erstenmal geschah es, 
daß ein Feldherr seine Legionen in die Stadt führte, um den Gegner
	        
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