106 C. Römische Geschichte.
reiche Marianer für vogelfrei erklären und Tafeln aufstellen, auf denen
die dem 'Tode Geweihten mit Namen verzeichnet waren. Jeder konnte sie
erschlagen, ohne Strafe befürchten zu müssen; ja wer das tat, erhielt noch
eine hohe Belohnung. Allein 90 Senatoren und 2600 Ritter wurden hin-
gemordet; ihre Güter zog man ein, um sie entweder zu verschenken oder
spottbillig zu verkaufen. Das frei gewordene Land benutzte Sulla dazu,
seine Veteranen zu befriedigen; in Italien allein soll] er 120000 Mann
angesiedelt haben. Als Diktator mit der Neuordnung des Staates be¬
traut, gab er dem Senat die oberste Herrschaft. Damit die Volkstribunen
dem Amtsadel nicht wieder gefährlich werden könnten, bestimmte er, daß
kein Tribun ein höheres Amt erhalten dürfte. Er meinte, nun würden
sich ehrgeizige Männer vom Tribunat fernhalten. Im Jahre 79 legte er
die Diktatur nieder und zog sich auf sein Landgut in Kampanien zu-
rück, wo er bereits im folgenden Jahre starb.
§ 25. Pompejus und Cäsar.
1. Pompejus und Cäsar vor ihrer Vereinigung. Die Senatsherr-
schast blieb nicht lange bestehen, da ehrgeizige Heerführer im Bunde mit
dem Volke sie erst schmälerten, dann ganz abschafften. Zu diesen Männern
Pompejus und gehörten Pompejus und Krassus.
Krasius. Gnäus Pompejus war nach Sullas Tode der angesehenste Mann
in Rom. Er stammte aus einem begüterten Geschlechte, das dem Amts-
adel angehörte. Unter dem Befehle" seines Vaters focht er gegen die
Marianer. Nach ihrem Siege mußte er sich verborgen halten, bis Sulla
in Italien erschien. Er führte diesem ein Heer zu und erhielt von ihm
den Auftrag, in Sizilien und Afrika die Reste der aufständischen Volks-
partei zu vertilgen. In kurzer Zeit führte er den Feldzug zu Ende. Bei
der Rückkehr ward er von Sulla mit der Anrede „der Große" ausge-
zeichnet, und fortan nannte er sich Pompejus Magnus. Vor seinen
Standesgenossen zeichnete er sich durch ein sittenreines Leben aus; er war
ein tüchtiger Soldat und ein kriegskundiger, geschickter Feldherr, der seinem
Vaterlande große Dienste leistete, aber kein bedeutender Redner und Staats-
mann. Auch fehlte ihm Festigkeit der Gesinnung, und seine Eitelkeit ver-
blendete ihn so sehr, daß er sich mit Alexander dem Großen verglich.
Sein Neider war der um acht Jahre ältere Markus Krassus. Auch
dessen Familie gehörte dem Amtsadel an. Sein Vater hatte sich, um
nicht Marius Mordbanden zum Opfer zu fallen, mit eigener Hand ge-
tötet; er selbst war nach Spanien entkommen. Auch er verstärkte Sulla
durch selbstgeworbene Mannschaften. Er besaß großen Ehrgeiz; aber
stärker noch war seine Habsucht. Er erwarb bei der Versteigerung der
Besitztümer Geächteter ausgedehnte Güter und betrieb Handelsgeschäfte.
Sein Vermögen, das größte, das je ein Römer besessen hat, betrug gegen