§ 25. Der spanische Erbfolgekrieg. 101
zwar mit den Seemächten, die aus wirtschaftlichen Interessen weder die Habs-
burgische Riesenmonarchie wiedererstehen noch die ganze spanische Weltmacht
an Frankreich fallen lassen wollten, wiederholt eine Teilung des spanischen
Reiches vereinbart, nahm aber trotzdem nach Karls II. Tode das Erbe
für seinen Enkel an; dieser wurde als Philipp V. ausgerufen und von
dem kastilischen Spanien freudig aufgenommen. Gegen diese Macht-
erweiterung Frankreichs — Philipp V. hatte nicht auf eine etwaige
Thronfolge in Frankreich verzichtet — brachte Wilhelm III. zwischen
England, Holland und dem Kaiser die „Große Allianz" zustande, Große Allianz
sein letztes großes Werk. Als er starb, ging die Krone auf seine ötm 170L
Schwägerin Anna, die kinderlose Gemahlin eines unbedeutenden dänischen Königin Anna
Prinzen, über. Die Regierung war in den Händen der Whigs, der 1708-1714
demokratischen Handels- und Jndnstriepartei, deren Hauptstütze der
glänzende, als Feldherr hochbegabte John Churchill, Herzog von
Marlborongh, war. Wie schon vorher an den Kaiser, so schloß sich
Friedrich I. von Preußen an die Große Allianz an, ohne auf
politischem oder militärischem Gebiet trotz der Großtaten seiner Truppen
je mit zur Leitung herangezogen zu werden; auch der Reichskrieg wurde
beschlossen. Auf die Seite Ludwigs XIV. stellte sich der Herzog Ludwigs xiv.
Anton Ulrich von Braunschweig, der durch glänzende Verheißungen be^bee®"=
verleitete Kurfürst Max Emauuel von Bayern und sein Bruder, der
Kurfürst Joseph Clemens von Köln.
2. Der Krieg bis zum Tode Leopolds I. Der Krieg begann in
Italien, wo es galt, Mailand und Neapel für den Kaiser zu gewinnen.
Die wichtigsten italienischen Fürsten und der Papst hielten sich zu
Frankreich. Der geniale kaiserliche Feldherr Eugen von Savoyen Prinz Eugens
schlug zwar die Franzosen wiederholt, mußte sich jedoch, vom Hofkriegs-
rat in Wien ohne Mittel gelassen, bald auf die Verteidigung be-
schränken. Am Niederrhein wurden die Bistümer Köln und Lüttich
von den Verbündeten erobert. Aber im folgenden Jahre vereinigten
sich die Franzosen mit den Bayern. Der Weg nach Wien lag offen,
Max Emannel jedoch verlangte die Eroberung Tirols. Diese scheiterte Erhebung der
teils an der Tapferkeit des Tiroler Landsturms, teils infolge des ver- XtTDler 1703'
späteten Aufbruchs Vendomes vom Gardasee her. Regensburg und
Passau wurden dann erobert. Marlborongh, der für sich und die
Whigs der Siege bedurfte, zog nun, nachdem die Generalstaaten wider-
willig der Abschwenknng zugestimmt, nach Süddeutschland. Mit Prinz Mariborough und
Eugen zusammen schlug er das französisch-bayrische Heer vernichtend ^r"5eJn8en
bei Höchstädt (nw. v. Augsburg, a. d. Donau) und Blindheim (engl, bei Höchstädt
„Bletcheim"), wobei sich die preußische Infanterie unter Leopold von 13'1704
Dessau glänzend hervortat. Ganz Bayern fiel in die Hände der
Österreicher. — Als Kaiser Leopold I. 1705 starb, folgte ihm sein Sohn Joseph i. Kaiser
Joseph I., eine kraftvolle, freudige Natur. ms-mi.