§ 26. Der Nordische Krieg (1700—1721). 105
Frieden von Travendal (Schloß nw. v. Lübeck), in dem es dem Friede von
Kriegsbündnis und jedem Anspruch auf den Gottorpschen Anteil entsagte $ra6enbo1 1700'
(1700). Mit löwenhafter Kühnheit stürzte sich dann Karl XII., dessen
spartanische Tugenden und angeborene Feldherrngabe in ihren Erfolgen
nur durch einen unbeugsamen Starrsinn beeinträchtigt wurden, mit
8000 Mann auf die Russen, schlug ihre fünffache Übermacht bei
Narwa und glaubte damit diesen Gegner, den er weit unterschätzte, Karls m @ie0
abgetan. Nachdem er bei Riga über die Düna gegangen und das 6el 9iattDa 1700'
sächsisch-russische Heer geschlagen, verfolgte er den einzigen Plan, den
König August II., den er als tückischen Friedensbrecher und Renegaten Er will König
haßte und als Lüstling verachtete, zu entthronen. Die Hauptstadt ^"on?n.
Warschau und auch die Krönungsstadt Krakau wurden besetzt. Obwohl
sich August II. von einem surchtbaren Gegner bekämpft sah, sandte er
doch seine besten Truppen unter dem trefflichen General Matthias von
der Schulenburg dem Kaiser zu Hilfe, und da die „Republik" Polen
an dem Kriege ihres Königs nicht teilnahm, so setzte es Karl XII. auf
dem Reichstage zu Warschau durch, daß August II. des Throns für
verlustig erklärt und Stanislaus Leszcziusky zum Könige gewählt Stanislaus
wurde. Zwar behauptete sich August II., jedem Vorstoße des Feindes K^g^wähtt
ausweichend, im Osten Polens. Vergeblich suchte er den Kaiser zu 1704.
einem Einschreiten gegen den Schwedenkönig zu bestimmen. Endlich rief
er Matthias von der Schulenburg auf den polnischen Kriegsschauplatz.
Aber dieser sührte ein untüchtiges Heer ins Feld, neugeworbene Sachsen,
6000 nur unmutig kämpfende Russen, endlich einige tausend Franzosen
und Bayern, die ihm der Kaiser aus der Zahl seiner Kriegsgefangenen
überlassen hatte. So verlor er, zumal August II. selbst nicht rechtzeitig
auf dem Schlachtfelde eintraf, gegen den schwedischen General Renskiöld
die Schlacht bei Fraustadt (uö. v. Glogau). Als nun Karl XII., Niederlage
unbekümmert um den Protest des Kaisers, durch das österreichische ^uMd!??«?
Schlesien in Sachsen einbrach, da opferte August II. im Frieden zu
Altranstädt (sw. v. Leipzig) 1706 die polnische Krone und das russische Friede zu
Bündnis. Die Schweden blieben bis zum Herbste des folgenden Jahres Altranstädt me.
in Sachsen, das sür Unterhaltung und Verstärkung des feindlichen
Heeres an 23 Mill. Taler aufbringen mußte. Der Gefahr einer
Verbindung des sinkenden Frankreich mit den siegreichen Schweden
begegnete Kaiser Joseph I., indem er auf Karls XII. Verlangen sich
bequemte, für die mißhandelten schleichen Protestanten den kirchlichen Erleichterung
Besitzstand von 1648 wiederherzustellen. äSeih
Unterdessen hatte Peter der Große den Schweden Jngerman- Schlesien i?o?.
land entrissen, an der Mündung der Newa mit genialer Würdigung
der vorzüglichen Lage den Grund zu seiner neuen Hauptstadt St. Peters- Gründung
bürg gelegt, eine Ostseeflotte zu bauen begonnen und Esthland nebst 6tPArsburgs
Livland erobert. Gegen diesen mißachteten Gegner, der jetzt ein