Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 1)

Lindner: Der Handel der Hanseaten. 
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Selbst begüterte Kaufmannssöhne verschmähten nicht, ihre Lernzeit von der 
untersten Staffel anzufangen. 
Glänzende und lockende Läden oder Verkaufsgewölbe kannte die frühere 
Zeit nicht. Der Handeltreibende hatte seine Ware in Vorratshäusern, 
Speichern oder auf Bodenräumen des eigenen Hauses und begnügte sich zur 
Buchführung und zum Geschäftsabschluß mit einer engen Schreibstube; einzelne 
Städte hatten dafür Räume in gemeinsamen Häusern der Gilden. Die 
Krämer benutzten Keller, Vorbauten oder Stuben, gemietete oder im eigenen 
Hause. 
Seine Tonnen, Säcke und Warenballen machte der Eigentümer kenntlich 
durch eine Marke, die in ihrer aus geraden oder gebrochenen Linien zusammen- 
gesetzten Form als Besitzzeichen schon in alte Zeiten hinaufreichte. Die Marke 
stand unter rechtlichem Schutz und hatte beweisende Kraft; sie vertrat etwa 
das, was heute die Firma ist. Daher wurde sie auch in Geschäftsbriefen 
gebraucht, und der Kaufmann ließ sie in seinen Siegelring eingraben, den 
er stets bei sich führte in dem den Stand kennzeichnenden breiten Gürtel, 
der auch das Geld bewahrte. 
Über die Münze und den Geldwert näheres zu berichten, ist untunlich. 
Denn das Münzwesen hat in Deutschland von frühester Zeit an in arger 
Verwirrung gelegen, die sich beständig steigerte. Fast jedes noch so kleine 
Land, sehr viele Städte schlugen eigenes Geld. Das Münzrecht war sehr 
einträglich durch den Unterschied des wirklichen und des Umlaufswertes und 
wurde daher in Ungebühr ausgebeutet; oft zogen die Münzherren die gehende 
Münze ein, um mit der neu ausgegebenen wieder Gewinn zu machen. Das 
Ende war eine fortwährende Münzverschlechterung. Die Grundlage bildete 
ursprünglich das Pfund Silber, das in 240 Denare, auch Pfennige genannt, 
ausgemünzt wurde. Später galt meist die Mark Silber, das halbe Pfund, 
als Norm, nach der sich Zahl und Gehalt der Münzsorten richtete. Unter¬ 
schieden von dieser Gewichtsmark ist die Mark als Rechnungswert. An der 
Ostsee war viel gebräuchlich und durch Münzverträge mit Hamburg, Wismar 
und Lüneburg geregelt die lübische Mark, die an Silberwert zehn bis zwölf 
heutige Reichsmark darstellte, an Kaufwert jedoch sehr viel mehr, weil das 
Geld damals weit höher galt. Wurden ursprünglich im dreizehnten Jahr¬ 
hundert aus der Mark Silber nur zwei und eine halbe Mark Pfennige 
gemünzt, ergab sie im fünfzehnten neun Mark. Die Mark zählte sechzehn 
Schillinge, doch wurden anfänglich nur Pfennige, zwölf auf einen Schilling, 
geschlagen. Erst seit dem vierzehnten Jahrhundert prägte man den schweren 
Silberschilling, der seiner Dicke wegen auch Groschen hieß. Gleichzeitig kamen 
Goldmünzen, dem italienischen Dukaten entsprechend, die „Gulden" auf, die 
nach der Stadt Florenz, deren Münzen durch die ganze Welt liefen, auch 
Florenen genannt wurden. Lübeck erhielt 1340 von Kaiser Ludwig dem
	        
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