Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 1)

Frcytag: Das Fehdewesen im 14. und 15. Jahrhundert. 
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Es war nichts Seltenes, daß deutsche Studierende italische und französische 
Universitäten besuchten. Dem Kaufmann gebot die Weise des Handels, sich 
aus der Heimat herauszuwagen, und Anfänger sind, den Packen auf dem 
Rücken tragend, die Donau hinunter oder nach Italien und Frankreich gezogen, 
bald dies, bald das als Hausierer vertreibend. Für die Ratsherren kam die 
Notwendigkeit hinzu, mit den fremden Mächten an ihrem Sitz über wichtige 
Sachen zu verhandeln, und derselbe Mann vollzog seinen Auftrag bald in 
London, bald in Dänemark und in Nowgorod. So sammelte sich in den 
Personen und in den Städten Länder- und Völkerkenntnis, eine reiche Welt- 
erfahrung, die in großen Familien der Vater den Söhnen vererbte. Den 
besten Nutzen zogen davon die Gemeinwesen, und die wohlüberlegte, rührige, 
doch nachhaltige Staatskuust, die in den politischen Geschäften der Hanse 
hervortritt, bezeugt die durch Überlieferung und Übung gewonnene Sicherheit 
ihrer Leiter. 
Ungemein mannigfaltig waren die Gegenstände, die gehandelt wurden. 
Man kann sie in große Gruppen zerlegen, die sich auch geographisch in den 
Osten und Westen scheiden, und etwa sagen, was im Osten eingekauft wurde, 
diente zur Ausfuhr nach dem Westen, und umgekehrt. Der Osten und Norden 
lieferten Rohstoffe, der Westen, namentlich Brügge, kaufte diese und stellte 
zum Ankauf seine eigenen Marktschätze, teils Jndustrieerzeugnisse, teils Weine 
und südliche Waren. Doch dienten die Rohstoffe auch in den östlichen Städten 
zum eigenen Verbrauch und zur Verarbeitung, um in Nutzsachen umgewandelt 
wieder in ihre Heimat zurückzukehren. 
Alle Reiche der Natur mußten ihre Gaben dem Kaufmann spenden. 
Literatur: Daenell, Geschichte der deutschen Hansa. 1897. — Schäfer, Die- 
Hanse. Monographien zur Weltgeschichte. Bielefeld u. Leipzig 1903. 
52. Das Fehdewejen im 14. und 15. Jahrhundert. 
Von Gustav Hreytag. 
Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 2. Bd. 1. Abteilung. Leipzig, Hirzel. 
8. Aufl. 1874. S. 279. 
Befürchtete eine Stadt große Fehde, so mahnte der Rat die Bürger, 
sich mit Wehren und Lebensmitteln zu versorgen; er warnte seine Bauern 
und gab ihnen anheim. nach der Stadt oder den Schlössern derselben zu 
fliehen; dort mußten sie schwören, in Burgen oder Stadt auszudauern und 
den Hauptleuten gehorsam zu sein; dafür erhielten sie aus dem Stadtwald 
Holz, um sich auf Friedhöfen und wo man sie sonst dulden wollte, kleine 
Hütten zu bauen. Trat die Gefahr näher, dann ritten die Boten auf allen 
Straßen, die auswärtigen Bürger zu mahnen. Der Rat gebot den Bürgern, 
Reisige und Pferde zu stellen, je nach ihrem Vermögen, zu jedem Pferde 
einen Knecht, wenn der Gebotene nicht selbst reiten wollte. Jeder Bürger
	        
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