Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 1)

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Zeitgenössische Urteile über die Buchdruckerkunfl. 
mit den Händen schnitzten. Und in der Tat, wie ich vor beinahe 30 Jahren 
aus dem Munde des Peter Schöffer von Gernsheim, eines Mainzer Bürgers 
und Schwiegersohnes des ersten Erfinders der Kunst, gehört habe, hatte die 
Buchdruckerkunst vom Anfange ihrer Erfindung an große Schwierigkeiten. 
Denn als sie beschäftigt waren, die Bibel zu drucken, hatten sie schon mehr 
als 4000 Gulden ausgegeben, ehe sie das dritte Ouaternion1 zustande gebracht 
hatten. Der erwähnte Schöffer aber, damals Gehilse, nachher, wie gesagt, 
Tochtermann des. ersten Erfinders, und Johannes Fust, ein kluger und sinn- 
reicher Kops, dachten eine leichtere Art. die Buchstaben zu gießen, aus und 
vervollständigten die Kunst, wie sie jetzt ist. Und diese drei hielten ihre Art 
und Weise zu drucken eine Zeit geheim, bis sie durch Gehilfen, ohne deren 
Mitwirkung sie die Kunst selbst nicht ausüben konnten, zuerst zu den Straß- 
burgern und endlich zu allen Nationen verbreitet wurde. Das Gesagte mag 
über die wunderbare Buchdruckerkunst genügen, deren erste Erfinder Main¬ 
zer Bürger waren. Die drei ersten Erfinder wohnten aber zu Mainz 
im Hause „zum Jungen", welches hernach und bis jetzt das Druckhaus 
genannt wurde. 
^Mitgeteilt in Faulmann, Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst. Wien 1882. 
S. 74.) 
Der Humanist Jakob Wimpheling urteilt über die Buchdruckerkunst: 
„Auf keine Erfindung oder Geistesfrucht können wir Deutsche so stolz 
sein als auf die des Bücherdruckes, die uns zu neuen geistigen Trägern der 
Lehren des Christentums, aller göttlichen und irdischen Wissenschaft und 
dadurch zu Wohltätern der ganzen Menschheit erhoben hat. Welch ein anderes 
Leben regt sich jetzt in allen Klassen des Volkes, und wer wollte nicht dankbar 
der ersten Begründer und Förderer dieser Kunst gedenken, auch wenn er sie 
nicht, wie dies bei uns und unseren Lehrern der Fall, persönlich gekannt 
und mit ihnen verkehrt hat" 
(Mitgeteilt in Janssen, Geschichte des deutschen Volkes. 1. Bd. S. 9.) 
In der Koelhossschen Chronik (Cronica von der heiligen Stadt 
Coellen), herausgegeben von Cardauns — Chroniken der deutschen Städte. 
Leipzig, Hirzel. 1877. 14. Bd. S. 794 — finden sich beim Jahre 1450 
folgende Bemerkungen: 
„Es gibt einige, die meinen, die Vervielfältigung der Bücher sei 
schädlich. Ich möchte gern hören, warum? Für die, welche Kunst und Ehre 
liebhaben, ist jetzt eine angenehme, goldene und selige Zeit, daß sie den 
Acker ihres Verstandes mögen pflanzen und besäen mit so unzähligem wunder- 
lichen Samen oder auch erleuchten ihren Verstand mit so manchen göttlichen 
Strahlen. Aber von denjenigen, die Kunst nicht liebhaben, sage ich: wollen 
1 Quaternion — je vier zusammengelegte Druckbogen.
	        
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