Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 1)

Schultz: Die Burgen beim Ausgange des Mittelalters. 
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sie, sie mögen mit halber Arbeit soviel lernen in einer kurzen Zeit, als 
zuvor einer mochte in vielen Jahren." 
Literatur: Weise, Schrift- und Buchwesen in alter und neuer Zeit. (Aus Natur 
und Geisteswelt.) Leipzig, Teubner. 1898. — Falk, Die Druckkunst im Dienste der 
Kirche. Cölu. 1879. 
57. Die Burgen beim Ausgange des Mittelalters. 
Von Alwin 5chultz. 
Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert. Leipzig, Freytag. 1892. S. 3. 
Wenn uns die kaiserlichen und fürstlichen Schlösser, die im 12. und 
13. Jahrhundert in Deutschland erbaut wurden, die Paläste von Eger, Geln- 
Hausen, Wimpfen am Berg. Münzenberg in der Wetterau, vor allem die 
Wartburg bei Eisenach, den Beweis liefern, daß der hohe Aufschwung, den 
die Architektur gerade in jenen Zeiten genommen, auch den Profanbauten 
zugute kam, so dürfen wir doch nicht außer acht lassen, immer uns zu 
erinnern, daß die Mehrzahl der Burgen, in denen der deutsche Adel jener 
Zeit hauste, keineswegs sehr prächtig eingerichtet und ausgeschmückt war. daß 
vielmehr dieselben meist dürftig und schlicht, mehr für die Sicherheit als für 
die Behaglichkeit der Bewohner bestimmt, nur aus fest aufgetürmten Mauer- 
Massen bestanden. Feldsteine, die unbehauen zu mächtigen, starken Mauern 
gefügt waren, lieferten das Material für die meisten dieser Burgen, und 
selten hat ein Steinmetz seine Kunst zur Verschönerung dieser trotzigen, aber 
keineswegs schönen Bauten verwendet. Und diesen Charakter tragen die meisten 
der noch im 14. und 15. Jahrhundert erbauten Burgen an sich. Bei dem 
Mangel alles ornamentalen Schmuckes ist es deshalb überaus schwer, genau 
die Zeit zu ermitteln, in welcher sie errichtet wurden. Diese zyklopischen 
Mauerreste, die uns in den meisten Burgruinen entgegentreten, können ebenso 
gut dem frühesten wie dem spätesten Mittelalter angehören. Dürftigkeit ist 
der gemeinsame Charakter, der allen diesen Burgbauten, gar wenige abgerechnet, 
aufgeprägt ist. Der deutsche Adel ist durchschnittlich nicht reich begütert; die 
Anforderungen an standesgemäßen Luxus waren seit der Stausenzeit bedeutend 
gewachsen: die Einkünfte, welche die Landwirtschaft gewährte, erschienen gering 
gegen die Summen, welche der Kaufmann für schöne Kleider, Waffen, 
Rüstungen usw. verlangte; man mußte sich aufs äußerste einschränken, wollte 
man standesgemäß leben, oder seine Einkünfte zu vermehren trachten, und 
auf Verschönern ihrer Wohnsitze scheinen die Herren am allerwenigsten ihre 
Einkünfte verwendet zu haben, lieber auf prächtige Kleider, auf wüste 
Schmausereien und Trinkgelage. 
Viele Ritter halfen ihrer bedrängten Lage, wie das schon früher 
geschehen war, durch Wegelagerei auf. Daß indessen dem gefangenen Raub- 
ritter und Heckenreiter der Tod gewiß war, wenn er in die Hände der
	        
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