§ 142. Der Deutsche Krieg 1866. 199
50000 Mann), unter Herwarth von Bittenfeld durch das Tal
der Elbe. Sie alle sollten sich trichterförmig einander nähern, Gitschin
in Nordböhmen als gemeinsames Marschziel ins Auge fassen, hier
nach vollzogener Vereinigung die Hauptschlacht herbeiführen. Die
Österreicher vereinigten ihre Hauptmacht (die Nordarmee mit den
Sachsen etwa 260 000 Mann) in dem zwischen Theresienstadt, Prag,
Josephstadt und Pardubitz gelegenen Gebiete. An der Spitze stand
der Generalfeldzeugmeister v. Benedek, der den Oberbefehl nur mit
schwerem Herzen übernommen hatte. Rasch und ohne Störung vollzog
sich der Einmarsch der Elbarmee (22. Juni) und der I. Armee
<23. Juni) ins böhmische Land. Der Feind trat ihnen auffallender- -
weise erst entgegen, nachdem sie sich aus den langen und engen Tälern
herausgewunden hatten. Wohl waren die am meisten vorgeschobenen
österreichischen Truppen bemüht, dem weiteren Vordringen der Preußen
Einhalt zu tun. Ihre Kräfte waren jedoch hiezn unzulänglich. Her-
Warth siegte bei Hühnerwasser, Friedrich Karl bei Podol, beide
fügten dann gemeinsam ihren Gegnern bei Münchengrätz (28. Juni)
und bei Gitschin (29. Juni) empfindliche Niederlagen zu. Ergebnis:
Clam-Gallas, Befehlshaber der Österreicher, wurde gegen die Oberelbe
zurückgedrängt. Inzwischen hatte sich auch die kronprinzliche Armee
durch beschwerliche Pässe nach Böhmen hindurchgerungen und hier nach
heißem Ringen bei Nachod (27. Juni), Skaliz und Soor (28. Juni),
Königinhof (29. Juni) Siege erfochten, vermöge welcher die Fühlung
mit der I. Armee gewonnen werden konnte.
7. Die bisherigen Niederlagen, bei welchen die Österreicher mit ®ieSgg?aVei
den Gefangenen 30000—40 000 Mann eingebüßt hatten, wirkten so 3- 3«it isee.
erschütternd auf Benedek, daß dieser seine Heere in die Gegend zwischen
Königgrätz und Sadowa, in den sogenannten Elbkessel (im Osten
von der Elbe, im Westen von der mit ihr parallel von Nord nach
Süd laufenden Bistritz eingeschlossen) zurückzog und am 1. Juli den
Kaiser bat, „um jeden Preis" Frieden zu schließen, da eine Katastrophe.
für die Armee unvermeidlich sei. Am 30. Juni langte König Wilhelm!.,
begleitet von Bismarck, Roon und Moltke, in Reichenberg an und am
2. Juli verlegte er das Hauptquartier nach Gitschin. Noch in der
Nacht desselben Tages wurde der folgenschwere Beschluß gefaßt, am
nächsten Morgen mit allen verfügbaren Kräften die Entscheidungs-
Ichlacht zu beginnen. Die Österreicher (etwa 220000 Mann) be¬
fanden sich in wohlgedeckten Stellungen auf den links des sumpfigen
Bistritztales sich hinziehenden Höhen, die Festungen Königgrätz und
Josephstadt im Rücken. Die 1. Armee sollte bei Sadowa auf das
österreichische Zentrum, die Elbarmee südlich davon auf den öfter-
reichischen linken Flügel den Kampf eröffnen und der Kronprinz, der
noch etwa vier Meilen weit im Osten stand, erhielt die Weisung, sich