Die Schlacht bei Belle-Alliance.
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Es war y28 Uhr. und noch stand die Schlacht; das ganze vierte
Armeekorps und ein Teil des zweiten unter dem General Pirch war nach
und nach angekommen. Die Franzosen fochten wie Verzweifelte; allmählich
bemerkte man jedoch schon Unsicherheit in ihren Bewegungen und sah. wie
mehreres Geschütz schon abgefahren ward.
In diesem Augenblick erschienen die ersten Kolonnen des Armeekorps
vom General Zieten auf ihrem Angriffspunkte beim Dorfe Smouhen in
des Feindes rechter Flanke und schritten auch sogleich frisch ans Werk. Jetzt
war's um den Feind geschehen. Von drei Seiten ward sein rechter Flügel
bestürmt; er wich; im Sturmschritt und unter Trommelschlag ging's von
allen Seiten auf ihn ein, indem zugleich die ganze britische Linie sich vor-
wärts in Bewegung setzte.
Einen besonders schönen Anblick gewährte die Angriffsseite des preu-
ßischen Heeres. Das Terrain war hier terraffenartig gebildet, so daß
mehrere Stufen Geschützfeuer übereinander entwickelt werden konnten, zwischen
denen die Truppen brigadenweise in der schönsten Ordnung in die Ebene
hinabstiegen, während aus dem hinten auf der Höhe liegenden Walde immer
neue Massen sich entfalteten.
Mit dem Rückzug des Feindes ging es noch so lange erträglich, bis
das Dorf Planchenoit in seinem Rücken, das die Garden verteidigten,
nach mehreren abgeschlagenen Angriffen und vielem Blutvergießen endlich
mit Sturm genommen war. Nun wurde aus dem Rückzüge eine Flucht,
die bald das ganze französische Heer ergriff und immer wilder und wilder
alles mit sich fortriß.
Es war y1/« Uhr. Der Feldmarschall versammelte jetzt die höheren
Offiziere und befahl, daß der letzte Hauch von Mensch und Pferd zur Ber-
folgung aufgeboten werden füllte. Die Spitze der Armee beschleunigte ihre
Schritte. Rastlos verfolgt, geriet das französische Heer bald in eine völlige
Auflösung. Die Chaussee sah wie ein großer Schiffbruch aus. Sie war mit
unzähligen Geschützen, Pulverwagen, Fahrzeugen, Gewehren und Trümmern
aller Art wie besät; aus mehr als neun Biwaks wurden diejenigen, die sich
einige Ruhe halten gönnen wollen und keine so schnelle Verfolgung erwartet
hatten, vertrieben; in einigen Dörfern versuchten sie zu widerstehen, doch
sowie sie die Trommeln und Flügelhörner hörten, flohen sie oder warfen sich
in die Häuser, wo sie niedergemacht oder gefangen wurden. Der Mond
schien hell und begünstigte ungemein die Verfolgung. Der ganze Marsch
war ein stetes Aufstöbern des Feindes in den Dörfern und Getreidefeldern.
In Genappe hatte sich der Feind mit Kanonen, umgeworfenen Muni-
tionswagen und Fahrzeugen verbarrikadiert; als wir uns näherten, hörten
wir plötzlich ein Lärmen und Fahren im Orte und erhielten zugleich vom Ein-
gange her ein starkes Gewehrfeuer; einige Kanonenschüsse, ein Hurra —
Atzler, Quellenstoffe u. Leiestücke. II. 18