Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 (Bd. 2)

Die Heilige Allianz. 1815. 
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b) Klncker an feine ©enmütin narfi der SrflCndit Bei JMe=Miaiue. 
Aus: E. von Colomb a. a. O. S. 151. 
Gosselies, den 25. Juni 1815. 
Ich habe mich von meinem Fall ziemlich erholt, aber schon wieder ist 
mir ein Pferd blessiert. Nun glaube ich wohl, nicht sobald und vielleicht 
hier gar nicht mehr zu großen Gefechten zu kommen, unser Sieg ist der 
vollkommenste, der je erfochten ist. Napoleon ist in der Nacht ohne Hut 
und Degen entwischt, seinen Hut und Degen schicke ich heute an den König, 
sein überaus reicher Staatsmantel, sein Wagen sind in meinen Händen, auch 
sein Perspektiv, wodurch er uns am Schlachttage besehen hat, besitze ich. 
Den Wagen will ich Dir schicken, es ist nur schade, daß er beschädigt ist. 
Seine Juwelen und alle seine Pretiosen sind unsern Truppen zur Beute 
geworden; von seiner Equipage ist ihm nichts geblieben, mancher Soldat 
hat 5—6000 Taler Beute gemacht. Er war im Wagen, um sich zurück- 
zubegeben, als er von unsern Truppen überrascht wurde. Er sprang heraus, 
warf sich ohne Degen zu Pferde, wobei ihm der Hut abgefallen, und so ist 
er wahrscheinlich, durch die Nacht begünstigt, entkommen, aber der Himmel 
weiß, wohin. Heute rücke ich mit dem größten Teil der Armee in Frank- 
reich ein. Die Folgen dieses Sieges sind nicht zu berechnen, und nach 
meinem Urteil muß Napoleons Untergang daraus hervorgehen, und die fran- 
zösifche Nation wird und muß ihn verachten. Dann, hoffe ich, geht der 
Frieden hervor, und mit Gottes Hilfe bin ich vor Winter wieder bei Dir. 
Dein Bruder ist völlig gesund und hat am Schlachttage als ein vorzüglicher 
Offizier mit seinem neuen Regiment gefochten. Meine ganze Umgebung ist 
gesund und wohl, und ich sehe schleunigst Nachricht von Dir entgegen. 
Eigenhändig: Ich zittre so sehr, daß ich nicht selbst vihl schreiben 
kan, habe auch nicht zeit, lebe wohl und behallde lib deinen treusten Freund 
Blücher. 
101. Die Heilige Allianz. 1815. 
Aus: F. W. Ghillany, Diplomatisches Handbuch. Nördlingen, Beck. 1. Bd. S. 384. 
Aus dem Französischen übersetzt. 
Im Namen der allerheiligsten und unteilbaren Dreieinigkeit! 
Nachdem Ihre Majestäten der Kaiser von Österreich, der König von Preußen und 
der Kaiser von Rußland durch die großen Ereignisse, die den Lauf der letzten drei Jahre 
in Europa ausgezeichnet haben, und besonders durch die Wohltaten, welche die göttliche 
Vorsehung über die Staaten, deren Regierungen ihr Vertrauen und ihre Hoffnung auf 
sie allein gesetzt haben, ausgegossen hat, die feste Überzeugung gewonnen haben, daß es 
notwendig ist, in ihren gegenseitigen Beziehungen den Verkehr auf die erhabenen Wahr- 
heiten zu begründen, welche die unvergängliche Religion des göttlichen Erlösers uns lehrt: 
erklären sie feierlich, daß die gegenwärtige Vereinbarung nur den Zweck hat, vor 
aller Welt den unerschütterlichen Entschluß kundzugeben, als die Regel ihres Ver- 
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