86 v. Werner: Die Flotteupolitik des Großen Kurfürsten.
Bier Fregatten gingen bann nach Westindien; das Glück war ihnen
jeboch nicht holb. unb währenb des ganzen Winters kaperten sie nur ein
Schiff.
Die übrigen Mächte, welche mit Besorgnis auf bas Erscheinen eines
branbenburgischen Geschwaders im Ozean blickten, suchten zu vermitteln,
doch ohne Erfolg. Der Kurfürst ließ neue Rüstungen machen, unb bie vier
Fregatten „Markgraf von Brandenburg", wie ber genommene Carolus II.
jetzt hieß, ber „Rote Löwe", „Fuchs" unb „Friebrich Wilhelm" unter
Kapitän Albers würben vor die Straße von Gibraltar entsandt, um ber
spanischen Silberflotte aufzulauern, währenb Kapitän Lacher mit brei anbeten
Schiffen im Kanal kreuzte. In Spanien erregte bie Ankunft bes branben¬
burgischen Geschwabers vor bem Mittelmeere großen Schrecken, unb schleunigst
würben nicht weniger als zwölf Kriegsschiffe gegen dasselbe entsandt. Am
30. September 1681 kamen beibe Geschwader bei St, Vincent einander in
Sicht. Albers glaubte bie Silberflotte vor sich zu haben unb griff kühn
an, sah aber balb, baß er sich geirrt, unb zog sich nach zweistünbigem Ge¬
fechte und mit einem Verluste von vierzig Mann vor der Übermacht nach
Lagos zurück.
Als er bald darauf wieder in See gehen wollte, hatte die Silberflotte
den heimischen Hafen erreicht.
Dies abermalige Mißgeschick und der geringe Erfolg einer so kostbaren
zehnmonatigen Kreuzfahrt, sowie die ernsten Vorstellungen der Holländer
und anderer Mächte, deren Handel durch das Geschwader von Lacher, der
alle ihm verdächtigen Schiffe anhielt und untersuchte, sehr beeinträchtigt
wurde, bewog den Kurfürsten, den Kampf gegen Spanien aufzugeben, dagegen
aber Raules Vorschlag anzunehmen und eine Kolonie an der afrikanischen
Küste zu gründen, um für die dort anzuknüpfenden Handelsbeziehungen einen
Halt zu haben.
Um diesen Plänen eine feste Gestaltung zu geben, wurde ber Kammer-
junker Major von ber Gröben, ein Mann von Tatkraft unb beutscher
Wanberlust, der schon acht Jahre lang aller Herren Länder bereist, vorn
Kurfürsten ausersehen und mit den beiden Fregatten „Kurprinz" und „Morian"
von zweiunddreißig und zwölf Geschützen von Glückstadt aus 1682 nach der
Küste von Guinea zur Grünbung einer Kolonie unb Erbauung eines Forts
entsandt.
Ein Fähnrich, zwei Ingenieure, mehrere Unteroffiziere und vierzig
Soldaten wurden außer der seemännischen Besatzung eingeschifft.
Die Reise ging unter mancherlei Fährlichkeiten über Madeira und
Teneriffa, dessen Pik der naive Gröben eine Höhe von „acht deutschen Meilen"
beilegt, zunächst zum Senegalfluß und von dort über Sierra Leone bis
zu dem holländischen Fort del Mino, teils um zu handeln, teils um sich