Full text: Grundriß der Geschichte

118 Zweiter Abschnitt. Geschichte des Mittelalters. 
gemeinen Ausstände derselben waren sie znletzt in 5 Burgen völlig 
eingeschlossen. Ein großer Kreuzzug unter König Ottokar von 
Böhmen führte sie wieder zum Siege; es wurde Samland erobert 
und die neugebaute Burg am Pregel dem König zu Ehren Königs- 
1260.tierg genannt. Mit dem zweiten allgemeinen Aufstaude der Preu- 
ßeu beginnt die Heldenzeit des Ordens; alle Schrecken eines 
Rassenkampfes tobten im Lande, es loderte die Begeisterung des Chri- 
stentums und der ritterlichen Hingabe zu hellen Flammen auf. Als 
Volksheld in diesem nationalen Todeskampfe der Preußen ragt der 
edle Herkus Monte hervor; sein Wohlthäter, der gefangene Ritter 
Hirzhals, stirbt als Opfer zu Ehren der heidnischen Götter in den 
Flammen, und Monte, der ihn vergeblich zu retten sucht, wendet sich 
weinend mit verhülltem Antlitz ab. Der Verzweiflungskampf der Ritter 
siegt endlich über die Uneinigkeit der Preußen; ihre Kraft ist ge- 
krochen, sie nehmen das Christentum an und fügen sich dem strengen 
Lehnsjoch des Ordens. 
Im Anfange des 14. Jahrhunderts verlegte der Hochmeister sei- 
nen Sitz in die hochprangende Marienburg; es beginnt des Ordens 
goldene Zeit, und er erreichte seine höchste Blüte unter Winrich 
von Kniprode. Unter der festen Hand des Ordens und seiner streng 
geregelten fürsorglichen Verwaltung gedieh der Wohlstand des 
Landes, menschenleere Sumpfwüsten wurden in üppige Fruchtfelder ver- 
wandelt. Es entstanden freie deutsche Dörfer, nur zu Zins und 
Zehnten an den Orden verpflichtet; es erblühten in rührigem Fleiße 
deutsche Städte mit selbständiger innerer Verwaltung nach deutschem 
Muster. Die eingewanderten deutschen Adligen, mit erblichen Gütern 
vom Orden ausgestattet, bildeten mit den altpreußischen Edlen, die zum 
Orden gehalten hatten, die zum Kriegsdienst verpflichtete Landesrit- 
terschast. Die altpreußischen Bauern mußten dem Orden und 
den Gutsherren persönliche Dienste und Abgaben leisten. Als aber der 
Hochmeister an seinem fürstlich eingerichteten Hofe und die Brüder in 
den Komtureien die strenge Ordensregel verließen und genießende 
Herren, auch wohl Tyrannen wurden, da kam des Ordens Ver- 
fall. Landadel und Städte wollten den Orden nicht mehr allein im 
Lande herrschen laffen, suchten Hülfe gegen denselben in einem großen 
preußischen Bunde und endlich sogar beim Polenkönig. Die 
1410. große unglückliche Schlacht bei Tannenberg gegen die vereinigten 
Polen und Litauer brach die unterwühlte Macht des Ordens; er siechte 
seitdem in Geldnot und Zuchtlosigkeit dahin, bis er in der Reformation 
(§ 107) als abgestorben in Preußen säkularisiert wurde. 
Christentum und deutsche Kolonisation in Brandenburg, Pommern, Mecklen- 
dura, Schlesien u. s. w. Albrecht der Bär und die Auhaltiner in Branden- 
bürg (1142—1320). 
§ 80. Albrecht der Bär aus dem Hause Anhalt oder Aska- 
nia, seit 1142 im ungestörten Besitz der Nord mark (§ 73), eroberte
	        
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