Erster Abschnitt.
®cfchicfitc des Äftcrtums.
(Bis 476 n. Chr.)
|>ie weltgeschichtlichen Wölker des westlichen Orients.
I. Ägypter.
Weltstellung Ägyptens und Hauptpunkte aus seiner Geschichte.
§ 1- Ägypten war im Altertume das Musterland für alte
Gesittung im Westen, wie Indien im Osten. Die ägyptische Kultur
entwickelte sich von Urzeiten her in dem mit Wüsten umgebenen Thale
des Nilstromes in tausendjähriger Abgeschiedenheit. Von dem regel-
mäßigen Ubertreten des „heiligen Nil" allein hing die große
Fruchtbarkeit des Thales ab, das eine außerordentliche Menschen-
menge ernährte und von seinem Überflusse au Getreide den Nachbarn
abgab. Nach den Angaben des ägyptischen Priesters Manetho (270 v.
Chr.), welche durch die neuern Forschungen in den erhaltenen ägyptischen
Inschriften und Papyrusrollen bestätigt werden, ist Menes der Grün-e 4000
der der alten Reichshauptstadt Memphis in Mittelägypten nahe '
dem Nildelta, sind Cheops (Chufu), Chephren (Chafra) und c 3000
Myeerinus (Menkera) die Erbauer der berühmtesten Pyramiden
westlich von Memphis und ist Möris (Amenemha in.) der Urheber ™
sowohl des Labyrinths mit seiner Menge von Zimmern und Sälen
über und unter der Erde, als des für Bewässerung des Landes ange-
legten Möris-Sees. Nach einer langen Fremdherrschaft der Hykfos,
eines kriegerischen Hirtenvolkes aus Asien, wurde Theben in Ober-
ägypten, von wo die Vertreibung der Fremdherrschaft ausgegangen
war, die durch großartige Bauwerke geschmückte Reichshauptstadt; es
begann das ägyptische Heldenzeitalter. Ramses der Große 1350
(Sesosws), groß als Kriegsheld, Gesetzgeber und Bauherr, als Be-
förderer von Künsten und Wissenschaften, verherrlicht durch das Epos
des Dichters Pentaur, wollte durch große Eroberungszüge bis nach
Indien und Scythien eine ägyptische Universalmonarchie gründen.
Nach ihm^ beginnt Ägyptens Niedergang, und Assyrien tritt
kriegerisch in den Vordergrund; Israel hat seinen Auszug erzwungen,
und Fremde herrschen später wieder in Oberägypten und im Nildelta.
Schurig, Grundriß der Geschichte. 1