Full text: Grundriß der Geschichte

XIV. Zeitalter der Reformation. Erstes Kapitel. 171 
zu Regensburg zwischen Melanchthon und Eck unter Leitung des 
hochgebildeten päpstlichen Legaten Contarini, scheiterten schließlich 
besonders an dem Satze von dem göttlichen Rechte der päpstlichen 
Oberherrschaft. Nach dem Frieden zu Crespy faßte der Kaiser nun 
aber die gewaltsame Beugung der protestantischen Fürsten unter 
sein monarchisches Zepter ins Auge, und in einem geheimen Vertrage 
dieses Friedens mußte Franz I. dem Kaiser seine Hülfe gegen dieselben 
protestantischen Stände versprechen, die eben wesentlich zu den Erfolgen 
Karls Y. gegen ihn beigetragen hatten. Außerdem gewann der Kaiser 
den ehrgeizigen protestantischen Herzog Moritz von Sachsen durch 
die Aussicht auf Vorteile für sein Haus, namentlich die Erlangung der 
sächsischen Kurwürde. Die Zeit kriegerischer Entscheidung nahte, als 
die protestantischen Stände die Beschickung des vom Papste nach Tri- 
dent berufenen Konzils verweigerten und statt des unfreien päpst-1545. 
lichen ein freies deutsches National-Konzil verlangten. Die Glieder 
des schmalkaldischen Bundes waren aber über das kriegerische 
Vorgehen nicht einig, und der gewissenhafte Johann Friedrich 
der Großmütige von Sachsen war durch religiöse und reichsfürstliche 
Bedenken abgehalten, einen ersten entscheidenden Schlag gegen den noch 
uugerüsteten Kaiser zu thuu, wie Landgraf Philipp von Hessen 
es wollte. Luther wurde der Schmerz erspart, das weltliche Schwert 
in Sachen des Glaubens eingreifen zu sehen, was er gewissenhaft und 
gläubig stets abgewiesen hatte. Er starb am 18. Februar 1546 in 1546. 
seiner Geburtsstadt Eisleben, wohin er gereist war, um als ein 
Mann des Friedens auf den Ruf der Grafen von Mansfeld Strei- 
tigkeiten zwischen diesen seinen ehemaligen Landesherren zu schlichten. 
Noch in seinen letzten Tagen leuchtete ein Abglanz aus den Jahren 
seiner Kraft: die kühnen kindlichen Scherzworte zwischen erhabenen 
Gedanken, wie sie z. B. in den Trostbriefen an seine sorgenvoll 
vorahnende Gattin sich finden. Er starb mit der gläubigen Bitte: 
„Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich er¬ 
löst, du Gott der Wahrheit —", und sein letztes Wort auf die 
Frage, ob er auf Christum und die Lehre, wie er sie gepredigt, be- 
ständig sterben wolle, war ein deutliches „In". Nach dem feierlichen 
Begräbnis in der Schloßkirche zu Wittenberg würdigte Melanchthon 
das Werk des Dahingeschiedenen nach seiner wahren Be¬ 
deutung, indem er aussprach: „Nicht in aufrührerischen ungestüm 
verbreiteten Meinungen besteht seine Lehre, vielmehr ist sie eine Dar- 
legung des göttlichen Willens und wahren Gottesdienstes, eine Erklä- 
rung der heiligen Schrift und eine Predigt des göttlichen Wortes." 
Im nun beginnenden schmalkaldischen Kriege gestatteten die 
norddeutschen Bundeshäupter dem kriegserfahrnen Führer der oberlän- 
bischen Städtemacht, Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach, nicht, 
daß er wohlgerüstet ben mit wenigen Truppen zu Regensburg wei- 
lenben Kaiser überfallen uub ben Krieg gleich zu Anfange entscheiben
	        
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