51. Sonntagsmorgen.
Robert Reinick.
1. Aus den Tälern hör’ ich schallen
Olockentöne, Festgesänge;
Helle Sonnenblicke fallen
Durch die dunkeln Buchengänge;
Himmel ist von Glanz umflossen,
Heil’ger Friede rings ergossen.
2. Durch die Felder still beglücket
Ziehen Menschen allerwegen;
Frohen Kindern gleigh geschmücket,
Geh'n dem Vater sie entgegen,
Der auf goldner Saaten Wogen
Segnend kommt durchs Land gezogen. „
3. Wie die Blumen festlich blühen!
Wie so fromm die Bäume rauschen 1
Eine Lerche seh’ ich ziehen;
Ihren Liedern muß ich lauschen.
Alle streben, Gott zu dienen,
Und ich bete still mit ihnen.
52. Abendlied.
Matthias Claudius.
1. Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sterulein prangen
Am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
2. Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
AK eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.