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Die Neuzeit.
Größe. Lukas Cranach, kursächsischer Hofmaler und eifriger Anhänger
der Reformation, malte die Bildnisse Luthers und Melauchthons. Hans
Holbein der Jüngere lebte meist in Basel, wo er u. a. die „Madonna
des Bürgermeisters von Basel" (jetzt in Darmstadt) malte. Unter seinen
Holzschnitten ist der „Totentanz" hervorzuheben. Holbein ist ein scharfer
Beobachter und Realist. Ein hervorragender Meister der deutschen Renaissance-
zeit ist der erst vor kurzem zu Ehren gekommene, in Aschaffenburg lebende
Matthias Grünewald, der Maler des im Museum zu Kolmar im Elsaß
stehenden Jsenheimer Flügelaltars. Seine von italienischen Einflüssen freie
Eigenart besteht in herber Charakteristik und meisterhafter Behandlung des
Lichtes. Alle deutschen Meister dieser Periode streben nach Realistik und
erzielen oft eine noch heute entzückende Farbenfrische.
5. Das Kunsthandwerk. Das Aufblühen der reinen Kunst zog das
Streben der Handwerker nach sich, den Gegenständen durch schöne Formen
und Verzierungen größeren Wert zu verleihen und die Freude am Gebrauch
zu erhöhen. Namhafte Künstler verschmähten es nicht, sich mit dem Hand-
werk zu befassen. So entwarf Holbein der Jüngere eine Menge von
Zeichnungen für Geräte und Schmucksachen. Die Wohnräume, ausgestattet
mit antiken Dekorationsformen, mit einfachen, eleganten Polsterstühlen, mit
einem behaglichen, farbigen Kachelofen und anderen kunstvoll ausgeführten
Erzeugnissen der Metallarbeiter, Töpfer und Schreiner, zeigen, wie tief
der Sinn für das Schöne in das Volk gedrungen war.
§ 104, Maximilian I. Zustände in Deutschland.
1493 1. Maximilian I., 1493—1519, und die Reichsreform. Der Sohn
bis Friedrichs III. war ein vielseitig gebildeter und deutschfühlender Mann.
1519. (gr verfolgte mit warmem Interesse die Arbeiten der deutschen Humanisten,
krönte Ulrich von Hutten in Augsburg zum Dichter, unterstützte die Uni-
versitäten, beschäftigte deutsche Künstler, zumal Albrecht Dürer, ließ die
deutschen Dichtungen des Mittelalters abschreiben und war selbst schrift-
stellerisch tätig. Aber die Hoffnungen, die man für die allgemein ersehnte
und auch von den Fürsten, vor allem von dem Erzbischof Bertold von
Mainz, geforderte Reform der Reichsverfassung in ihn setzte, erfüllte er
nicht. Was nach langen Reichstagsverhandlungen zustande kam, war wieder
elendes Stückwerk, und dieses Wenige war nur zum geringsten Teil des
Kaisers Wert Die höchste Gewalt erhielt ein aus 20 Ständen bestehendes
Reichsregiment, das naturgemäß im Kaiser seinen heftigsten Gegner fand.
Für das Reichs Heer sollte jeder Reichsstand eine bestimmte Anzahl von
Truppen stellen. Der gemeine Pfennig, eine allgemeine Vermögens-
stener, wurde ausgeschrieben, konnte aber nicht allgemein eingetrieben werden.
Ein ewiger Landfrieden wurde angeordnet, ein Reichskammergericht