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Die Neuzeit.
Nach seiner Rückkehr wurde der Entdecker vom spanischen Volke mit
Jubel begrüßt und von Ferdinand und Jsabella ehrenvoll empfangen.
Bald konnte er mit siebzehn Schiffen eine zweite Reise antreten. Das
nächste Ziel war Haiti. Aber die Spanier, die sich in ihrer Hoffnung,
viel Gold zu finden, getäuscht sahen, mißhandelten die Eingeborenen und
verleumdeten Kolumbus, der als Ausländer ohnehin nicht beliebt war. in
Spanien. Er kehrte deshalb zurück und rechtfertigte sich. Die dritte
Reise führte zur Entdeckung des Festlandes von Südamerika an der
Mündung des Orinoko. Als Kolumbus aber auf Haiti in der spanischen
Ansiedlung San Domingo (der ältesten von Weißen angelegten amerika-
nischen Stadt) Ordnung schaffen wollte, erschien auf Betreiben seiner Feinde
ein königlicher Abgesandter aus Spanien, der ihn ohne Untersuchung in
Ketten dahin zurückbrachte. Zwar gelang es dem so tief Gekränkten wieder,
sich zu rechtfertigen; aber von den ihm versprochenen Belohnungen war
nicht mehr die Rede. Trotzdem unternahm er noch eine vierte Reise,
um eine Durchfahrt nach Indien zu suchen. Er fuhr an der Küste von
Mittelamerika entlang, gelangte bis an die Landenge von Panama, die
er aber nicht überschritt, und landete dann auf Jamaika, weil seine Schiffe
nicht mehr seetüchtig waren. (Feindselige Haltung der gereizten Eingeborenen;
Wirkung der von Kolumbus vorausgesagten Mondfinsternis; Rückkehr auf
einem von Haiti geholten Schiffe.) — Nach einigen Jahren (1506) starb
Kolumbus in Valladolid.
Den Namen Amerika erhielt der entdeckte Erdteil nach dem Vor-
schlage des deutschen Gelehrten Waldseemüller, der ein Werk über die Fahrten
des Florentiners Amerigo Vespucci nach der Neuen Welt herausgab.
2. Entdeckungen der Portugiesen. Auf anderem Wege suchten die
Portugiesen im 15. Jahrhundert das Ziel zu erreichen. Unter der Ober-
leitung des für Portugals Macht und Ruhm begeisterten Prinzen Hein-
rich des Seefahrers — er war Großmeister des Christusordens und
verwandte dessen Schütze für die Fahrten — entdeckten sie nach und nach
Madeira, das Grüne Vorgebirge und das Vorgebirge der Guten Hoffnung.
1498. bis endlich Vaseo da Gama 1498 Ostindien erreichte.
1500. Die zweite Reise nach Ostindien unternahm Cabral 1500. Um die
Windsüllen an der Guineaküste zu vermeiden, nahm er eine mehr westliche
Richtung und landete in Brasilien, das er für seinen König in Besitz
nahm. In Ostindien schloß er mit einigen der kleinen Fürsten Handels-
Verträge ab und legte dadurch den Grund zur portugiesischen Herrschaft im
südöstlichen Asien, die sich bald bis zu den Molukken ausdehnte. Die Herr-
schaft zu befestigen gelang dem Statthalter d'Albuquerque [-ferfe], dem
Größten unter den „Konquistadoren", noch mehr durch kluge Behandlung
einheimischer Fürsten und Völker als durch Waffengewalt. So erwarb das
kleine Portugal in kurzer Zeit einen zukunftsreichen Kolonialbesitz in drei
Erdteilen.