Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Leben und Sitten. 
III 
vornehmer Personen dargebracht wurden. Zu Fechtern (Gladiatoren) nahm 
mau Sklaven und Verbrecher, auch Heruntergekommeue Leute, die sich frei- 
willig zu diesem ehrlosen, aber bisweilen recht einträglichen Geschäft her- 
gaben. In besonderen Schulen wurden sie eingeübt. Bewaffnung und 
Kampsart waren mannigfaltig. 
Tiere kämpften teils gegeneinander, teils gegen Menschen, teils wurden 
ihnen waffenlose Verurteilte vorgeworfen. Durch die großen Jagden auf 
wilde Tiere*) wurden viele Gegenden in Afrika und Asien erst bewohnbar. 
Auch lebende Bilder, Seeschlachten**), Feuerwerke, Seiltänze und ahn- 
liche Schaustellungen wurden dem Volke geboten. 
Welche Charaktereigenschaften der Römer lernen wir aus ihren Spielen kennen? 
— Vergleiche die römischen Spiele mit den griechischen und mit Schaustellungen der 
jetzigen Zeit! 
'2: Aufwand in Kleidung, Wohnung und Nahrung. Die frühere Ein- 
fachheit war in unsinnige Verschwendung umgeschlagen, a) Kostbare morgen¬ 
ländische Stoffe waren bei Frauen und Männern beliebt. Cäsar trug 
zuerst eine Purpurtoga. Reiche Damen trugen Goldstaub, Edelsteine und 
Perlen in gefärbtem oder falschem Haar und ließen ihrem geschminkten 
Gesicht von der begleitenden Sklavin Kühlung zufächeln. Übrigens zeigten 
sich Frauen vou Stande lieber in der Sänfte, als daß sie das schwarze 
Basaltpflaster mit ihren Füßen berührten. 
b) Das Haus des vornehmen Römers glänzte im Innern von Marmor, 
Gold und Silber. Da finden wir Säulen, Standbilder, Gemälde, Purpur- 
teppiche, Mosaikfußböden; metallene Spiegel, Prachttische, Vasen und kost- 
bare Öllampen. Zur Erholung ging der Römer in sein von künstlichen 
Gärten und Fischteichen umgebenes Landhaus. 
c) Im Essen und Trinken wurde Unglaubliches geleistet. Auf drei 
Speisesofas, deren jedes für drei Personen eingerichtet war, lagen die Gäste 
im Triklinium (d. h. Dreilager) um deu Tisch, und für den Hausherrn war 
es Ehrensache, ihnen eine möglichst große Auswahl teurer und auffallender 
Gerichte vorzusetzen. 
3. Die Sittlichkeit. Die Römer zur Zeit der Bürgerkriege, schon nicht 
mehr reine Nachkommen der alten Römer, waren diesen im Charakter noch 
weniger ähnlich. Die alte, strenge Tugend war selten geworden in der 
Hauptstadt der Welt; dagegen waren Giftmischerei und Ehescheidung keine 
ungewöhnlichen Erscheinungen mehr. Die Frauen kümmerten sich mehr um den 
Stadtklatsch, um Zirkus und Amphitheater als um ihr Hans und überließen 
die Erziehung der Kinder Sklaven, welche die Kleinen eher griechisch plappern 
lehrten, als sie lateinisch verstanden, und ihnen kein gutes Vorbild zeigten. 
Wie ist die Entartung der römischen Sitten zu erklären? 
*) Schon Pompejus ließ 500 Löwen, 18 Elefanten und 400 andere afrikanische 
Tiere kämpfen. Cäsar brachte es auf 40 Elefanten. Oktavianus ließ sogar Krokodile und 
Rhinozerosse auftreten. — **) Oktavianus ließ z. B. die Schlacht bei Salamis aufführen.
	        
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