Das Leben der Gerinanen.
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C. Die Westgermanen. Die Semnonen oder Sueven (Sueben)
im heutigen Brandenburg, die Langobarden zwischen Elbe und Aller, die
Hermunduren (die späteren Thüringer) und die Markomannen in der
Oberpfalz und Böhmen wurden nach dem Hauptstamm als Sueven im
weiteren Sinne bezeichnet. Sie galten als die kriegslustigsten von allen
Germanen. Ferner gehörten zu den Westgermanen die Cimbern, Angeln.
Teutonen und Sachsen auf der Cimbrischen Halbinsel; die Friesen; die
Bataver im Rheindelta; die Sigambern an der Sieg; die Cherusker
an der Weser; die Kotten (oder Chatten, die späteren Hessen).
Welche dieser Stammesnamen sind bis heute erhalten? Welche Stämme haben
ihre Wohnsitze gegenwärtig noch inne?
§ 49. Das Leben der Germanen.
1. Kleidung, Bewaffnung und Kampfesart. Bekleidet waren beide Ge
schlechter mit einfachen Untergewändern aus Wolle oder Linnen und einem
Uberwurf aus Tuch oder Tierfelleu, der die Arme freiließ. Als Schmuck-
fachen trug man silberne und goldene Spangen, Hals- und Armringe.
Im Kriege dienten Speer, Schleuder, Keule, Axt und Schwert als
Augrissswassen, der Schild zur Verteidigung. Als Helm trugen die Krieger
vielfach einen Tierschädel. Sie kämpften zu Fuß und zu Pferde; auch gab
es aus Reitern und Fußkämpfern gemischte Abteilungen. Zum Angriff
ordneten sie sich mit Vorliebe in Keilform („Eberkopf"). Die Römer
fürchteten nichts so sehr als die „teutonische Witt" der anstürmenden Ger¬
manen, siegten aber in den meisten Fällen durch ihre bessere Bewaffnung und
Aufstellung.
2. Häuslichkeit. Das enge Zusammenwohnen in Städten liebte der
Germane nicht. Sein Bauernhof, aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden
bestehend und von einem Pfahlzaun umgeben, lag inmitten seiner Felder.
Das Haus war ein einfaches Blockhaus oder ein Fachbau, bedeckt mit Stroh
oder Schilf; vom Giebel schaute häusig ein hölzerner Pferdekopf herab.
Die innere Einrichtung entsprach in ihrer Einfachheit der äußeren. Der
Rauch des Herdfeuers fand feinen Ausweg durch die Tür und die kleinen
Fenster.
3. Verfassung. Der Staat erwuchs aus der Familie. Die erweiterte
Sippe bildete eine Gemeinde, eine Feldgenossenschaft (auch Hundertschaft
oder Cent genannt). Innerhalb dieser Gemeinschaft wurde in der ältesten
Zeit, vor Ausbildung des Sondereigentums, der gemeinsame Grundbesitz
au die einzelnen Familien abwechselnd zur Nutznießung verteilt. Eine An-
zahl von Gemeinden war gewöhnlich zu einem Gan zusammengefaßt, der
dann die Unterabteilung des Stammes (Staates) bildete. Über wichtige
Angelegenheiten, wie Gesetze, schwere Vergehen, Krieg und Frieden, entschied
die Volksversammlung (das „Ding") des Stammes, der eine Beratung
Christensen-Rackwitz, Geschichte. I. g