Die Zeit der Soldatenkaiser.
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der warmen Quellen angelegt); in Obergermanien: Mainz (Moguntiacum,
Kastell des Drnsns). Worms. Speyer. Straßbnrg (keltisch-römisch Argen-
toratum, wichtiger Straßenknotenpunkt), Zabern (Tres Tabernae, b. h. bret
Herbergen). Zum Belgischen Gallien gehörte Trier (Augusta Trevirorum,
von Augustus neu befestigte Stabt ber keltischen Trevirer). das von allen
biesen Städten die bedeutendsten Baureste aus der Römerzeit aufweist*).
In den Donauprovinzen entstanden außer Augsburg (§ 50, 3) an wichtigen
Punkten der Donau Regensburg (Castra Regina), Passau (Castra Batava,
Standort einer batavischen Kohorte) und Wien (Vindobona). In diesen
Orten tauschten römische und germanische Händler ihre Waren aus: nach
Germanien gingen Kleiderstoffe, Geräte, Schmucksachen und Wein, nach den
römischen Städten Vieh, Pelze, Feldfrüchte und Bernstein, nach Rom auch
blonde Haare. Dabei lernten die Germanen das Geld kennen und manche
Verbesserungen der Lebenseinrichtungen.
Ein eigenartiges Kulturleben entfaltete sich im Zehntlande zwischen
dem Rhein, der Donau und dem Limes oder Pfahlgraben, der von Domitian
nördlich der Lahnmündung begonnen und von seinen Nachfolgern bis an
die Mündung der Altmühl fortgeführt wurde. Er bestand im Norden meist
ans einem Wall mit Graben und Palisaden, im Süden aus einer Mauer.
Zahlreiche Wachttürme unmittelbar hinter oder auf dem Limes dienten zur
Beobachtung des Grenzgebietes und zum Signaldienst nach hinten. Eins
der Kastelle, die dicht an dem Limes lagen, ist die auf Anregung Wilhelms II.
wiederhergestellte Saalburg bei Homburg vor der Höhe, mit neu aus-
gegrabenem Soldatendorf und an der Straße liegendem Rast- und Kaufhaus.
Im Zehntlande wohnten Kelten, Germanen und Römer friedlich nebeneinander
und genossen gegen Abgabe des zehnten Teils vom Ertrage ihres Ackerlandes
den Schutz der römischen Herrschaft. Die warmen Quellen in Wiesbaden,
Baden-Baden und Badenweiler übten schon damals ihre Anziehungskrast
aus und führten zur Anlage von römischen Bädern.
§ 55. Die Zeit der Soldatenkaiser, 180—284.
1. Das Römische Reich. Eommodus, der schwache Sohn Mark Aurels,
überließ die Regierung dem Präsekten der Prätorianer und trat selbst in
Zirkusspielen auf. Seitdem bestand im Reiche eine Militärherrschaft, welche
seine tatsächliche Auflösung zur Folge hatte. Die Kaiser wurden teils von
den Prätorianern, teils von draußenstehenden Truppen ernannt, vom Senat,
der nur selten auf ihre Ernennung Einfluß zu gewinnen suchte, bloß an-
erkannt und sielen meist nach kurzer Regierung, sobald sie sich irgendwie
mißliebig machten, einer Verschwörung oder einer Revolution zum Opfer.
Die Soldaten verlangten von den Bewerbern um die Kaiserwürde reiche
*) Z. B. diePorta nigra, ein Stadttor aus deml.Jahrh. n. Chr., eine Basilika,
die jetzige evangelische Kirche, Reste eines Amphitheaters und Mosaikfußböden.
Christensen-Rackwitz, Geschichte. I. 9