Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Quellensätze. 
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3) Die Rede des Boten, den Mardonius nach Athen schickte, des mazedonischen 
Prinzen Alexander, lautet bei Herodot: 
Ihr Männer von Athen, Mardonius läßt folgendes sagen: „Mir ist diese Bot- 
schaft vom Könige gekommen! »Den Athenern vergebe ich alles Böse, was sie 
mir zugefügt haben, und nun, Mardonius, tue dies: gib ihnen nicht nur ihr Land 
zurück, fie sollen sich auch noch anderes dazu wählen, welches sie wollen, und selbständig 
sein. Auch baue ihnen alle Tempel wieder aus, die ich verbrannt habe, wenn sie sich 
mit mir verständigen wollen. Da mir nun diese Weisung zugegangen ist, muß ick 
notwendig danach handeln, wenn ihr es nicht verhindert. Nun sage ich euch dies: 
Warum seid ihr so töricht, gegen den König Krieg zu führen? Ihr werdet nicht die 
Oberhand behalten, denn ihr seid nicht imstande, ihm für alle Zeit zu widerstehen. 
Ihr wißt ja, wie groß und stark das Heer des Terxes ist, ihr kennt auch die Macht, 
die ich jetzt bei mir habe. Selbst wenn ihr uns überwindet und siegt, wozu ihr in- 
dessen keine Hoffnung habt, wenn ihr die Sache recht überlegt, wird ein anderes, viel 
größeres Heer erscheinen. Ihr werdet nicht durch euren Widerstand es verschulden 
wollen, daß ihr des Landes beraubt und flüchtig werdet; darum vertragt euch mit dem 
König, der euch in solcher Weise entgegenkommt! Seid frei, indem ihr mit uns ein 
Bündnis schließt ohne List und Trug!" Dies, Athener, hat Mardonius mir aufgetragen, 
euch zu sagen. Von meinem Wohlwollen gegen euch, das ihr mehr als einmal erfahren 
habt, will ich nicht reden. Ich rate euch aber, dem Mardonius zu folgen. Wenn ich 
für euch eine Möglichkeit sähe, mit Serres auf die Dauer Krieg zu führen, wäre ick 
nicht mit solchen Vorschlägen gekommen. Aber seine Macht ist übermenschlich und 
sein Arm überlang. Wenn ihr euch unter diesen günstigen Bedingungen nicht gleich 
mit ihm verständigt, muß ich sehr um euch besorgt sein. Denn ihr wohnt am meisten 
von allen Verbündeten an der Heerstraße, euer Land ist am meisten ausgesetzt, ist zum 
Kriegsschauplatz wie ausgesucht. Also folgt dem Großkönig, der euch allein unter allen 
Hellenen vergibt und euer Freund werden will. 
Die Antwort der Athener. 
Daß die Macht des Meders viel größer ist als die unsrige, wissen wir selbst, und 
es ist nicht nötig, uns das vorzuhalten. Dennoch wollen wir nach Freiheit streben und 
uns wehren, solange wir können. Du brauchst nicht zu versuchen, uns zu einem Ver- 
trage mit dem Barbaren zu überreden; wir werden nicht folgen. Und nun melde dem 
Mardonius, daß die Athener sagen: „Solange die Sonne ihre Bahn durchmißt, werden 
wir mit Terxes uns nicht vertragen, sondern ihm mutig entgegentreten, im Vertrauen 
auf die Hilfe der Götter und Heroen, deren Wohnungen und Bilder er, der Frevler, 
zerstört hat." 
4) Das Urteil des Thucydides über Perikles. Solange Perikles im Frieden 
an der Spitze des Staates stand, leitete er die Geschäfte mit Mäßigung, lenkte ihn 
sicher durch alle Fährlichkeiten und erhob ihn unter seiner Führung zu einer sehr bedeutenden 
Größe. Als der Krieg ausbrach, zeigte es sich, daß' er auch hierin die Kräfte des Staates 
richtig im voraus berechnet hatte. Er überlebte dessen Beginn um zwei Jahre und 
sechs Monate. Als er gestorben war, wurde sein richtiger Blick in betreff des Krieges 
noch mehr erkannt. Denn er hatte behauptet, wenn die Athener sich ruhig hielten, ihre 
Sorgfalt auf die Seemacht richteten, ihr Gebiet nicht durch Eroberungen vergrößerten 
und die Stadt selbst nicht aufs Spiel setzten, so würden sie Sieger bleiben. Sie taten 
aber von allem das Gegenteil; sie setzten allerlei Unternehmungen ins Werk, die den 
Krieg nichts angingen und im Falle des Gelingens die besonderen ehrgeizigen oder 
gewinnsüchtigen Zwecke einzelner zu fördern vermochten, durch ihr Mißlingen aber dem 
Kriege eine für den Staat verderbliche Wendung gaben. 
Er war durch Ansehen und Einsicht mächtig, anerkannt nnbestechbar und hielt 
mit Freimut den großen Haufen in Schranken. Er ließ sich nicht vom Volke leiten;
	        
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