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Quellensätze.
er vergebens zu gewinnen. In welcher Absicht also hat er Elatea besetzt? Um durch
Aufstellung einer bewaffneten Macht ganz in der Nähe seine Freunde zu ermutigen,
seine Gegner aber einzuschüchtern und sie so zu zwingen, entweder aus Furcht sich zu
fügen oder der Gewalt zu weichen. Wollen wir unter diesen Umständen, so fuhr ich
fort, den Thebanern die gegen uns verübten Unbilden nachtragen uud ihnen kein Ver-
trauen schenken, so werden wir gerade das tun, was Philippos wünscht. Ich fürchte
dann, daß auch seine bisherigen Gegner zu ihm übertreten und alle vereint in Attika
einbrechen. Was also ist mein Rat? Der gegenwärtigen Besorgnis sich zu entschlagen
und diese ganz den Thebanern zuzuwenden; denn sie sind näher als wir oon der Gefahr
bedroht, und sie trifft das Unwetter zuerst; sodann mit gesamter Macht, Fußvolk und
Reiterei, nach Eleusis auszurücken und der Welt zu zeigen, daß ihr selbst schlagfertig
seid, damit eure Freunde in Theben es wagen können, auch ihrerseits für das Recht
die Stimme zu erheben, wenn sie sehen, daß, wie auf der einen Seite den Vaterlands¬
verrätern eine hilfreiche Macht zu Elatea bereitsteht, so auf der anderen die Verteidiger
der Freiheit auf euern Beistand rechnen können. Ferner beantrage ich, zehn Gesandte
zu ernennen und ihnen in Gemeinschaft mit den Strategen über Zeit und Art des
Marsches dorthin Vollmacht zu erteilen. Wenn aber die Gesandten in Theben ein-
getroffen sind, wie werden sie sich da zu verhalten haben? Achtet wohl auf meine Rede!
Nicht gute Worte sollen sie den Thebanern geben — dazu wäre der Zeitpunkt schlecht
gewählt —, sondern erklären, daß wir auf ihr Verlangen zur Hilfeleistung bereit finb,
da sie in der äußersten Bedrängnis, wir hingegen imstande seien, die Sache für sie in
die Hand zu nehmen. Gehen sie darauf ein, so haben wir unseren Zweck auf eine
Weife erreicht, die dem Staate Ehre bringt; sollte es uns aber nicht gelingen, so
haben jene sich selbst die Folgen zuzuschreiben, während wir nichts Erniedrigendes
getan haben."
Nach diesen Worten trat ich ab. Und als alle damit einverstanden waren, blieb
ich nicht bei der bloßen Meinungsäußerung stehen, sondern stellte auch den Antrag;
und damit nicht genug, auch die Gesandtschaft übernahm ich, und die Thebaner gewann
ich; vom Anbeginn an habe ich bis zum Ende die Sache durchgeführt und bin ohne
Bedenken der dem Staate drohenden Gefahr entgegengetreten.
8) Ciceros Urteil über die Berufszweige. Bescholten sind zunächst die
Erwerbszweige, wobei man sich den Haß des Publikums zuzieht, wie der der Zollein-
nehnter, der der Geldverleiher. Unanständig und gemein ist auch das Geschäft der
Lohnarbeiter .... Gemeine Leute siud auch die von dem Kaufmann zu sofortigem
Verschleiß einkaufenden Trödler; denn sie kommen nicht fort, wenn sie nicht über alle
Maßen lügen, und nichts ist minder ehrenhast als der Schwindel. Auch die Handwerker
treiben sämtlich gemeine Geschäfte; denn man kann nicht vornehm sein in der Werk-
statt.... Die Erwerbszweige aber, die entweder eine höhere Bildung voraussetzen oder
einen nicht geringen Ertrag abwerfen, wie die Heilkunst, die Baukunst, der Unterricht
in anständigen Gegenständen, sind anständig für die, deren Stande sie angemessen sind.
Der Handel ist, wenn er aus den verschiedenen Ländern eine Menge von Waren ein-
führt und sie an eine Menge von Leuten ohne Schwindel absetzt, nicht gerade sehr zu
schelten; ja wenn er zu Grundbesitz gelangt, so dars man ihn wohl mit gutem Recht
loben. Denn unter allen Erwerbzweigen ist keiner besser, keiner erfreulicher, keiner dem
freien Manne anständiger als der Gutsbesitz.
9) Welcher Römer schämt sich, seine Gattin zu einem Gastmahl zu führen, oder
wessen Hausfrau bewohnt nicht den vorderen Teil des Haufes und verkehrt in der Ge-
sellschast? Das ist ganz anders in Griechenland. Dort wird die Frau nicht zu Gast-
mählern hinzugezogen, außer wenn nur Verwandte geladen sind, und sie bewohnt deu
hinteren Teil des Hauses, der Frauenwohnung genannt wird, und zu dem nur nahe
Verwandte Zutritt haben. (Kornelius Nepos.)