Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

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Die Griechen, 
4. Perganmm, die Hauptstadt des Pergamenischen Reiches, das sich 
vom Seleukidenreiche losgerissen hatte, wetteiferte mit Alexandria in der 
Bildung. Auch hier besaud sich eine bedeutende Bibliothek, die sich beständig 
durch neue Papyrusrollen vergrößerte. Seit dem 2. Jahrhundert benutzte 
man das Pergament, dessen Ersinduug darauf zurückgeführt wird, daß 
der auf Pergamum eifersüchtige König von Ägypten die Ausfuhr der Papyrus- 
staude verbot, die nur in Afrika und hauptsächlich in Ägypten wuchs. 
5. Die bildende Kunst. Ein reiches Kuustlebeu entfaltete sich in den 
Städten Kleinasiens, und Pergamum erwarb sich den Ruhm, hierin obenan 
zu stehen. Die in unserer Zeit ausgeführten deutschen Ausgrabungen auf der 
dortigen Akropolis haben wertvolle Bildhauerarbeiten und Baustücke zutage 
gefördert. Der große Altarbau, dem Zeus geweiht zum Dank für die 
Besiegung der Gallier, war eins der gewaltigsten Bauwerke. Ein Relief- 
fries an der Außenwand stellt den Kampf der Götter gegen die Giganten 
dar, der an den Kampf der Griechen gegen die Barbaren, die Gallier, 
erinnert*). Diesem Gebiet entnahmen die Künstler mit Vorliebe ihre Stoffe. 
Eins der schönsten Werke, den „Apollott von Belvedere", hat man eben- 
falls auf die Abwehr der Gallier bezogen. Auch in Nhodus blühte eine 
Bildhauerschule. Hier entstand die vielfach nachgebildete Laokoongruppe. 
Der Stoffkreis der Plastik hatte sich erweitert, und die Art der Auf- 
fassung und Ausführung war eine andere geworden. Die Werke der helle- 
nistischen Zeit lassen ein Streben nach vollendeter Technik, realistischer Treue 
und scharfer Charakteristik erkennen. 
Wenig erhalten ist von den Werken der Malerei, die der Bildhauer- 
kunst ebenbürtig zur Seite stand. Nachdem schon im 5. Jahrhundert die 
perspektivische Zeichnung und die Schattengebuug ausgebildet worden waren, 
erreichte die Malerei zur Zeit Alexanders ihren Höhepunkt in Apelles**), 
der das Vorbild für die folgende Zeit wurde. Die viel bewunderte Alexander- 
schleicht, ein Fußbodeumosaik aus Pompeji, ist die Nachbildung eines griechischen 
Gemäldes. 
Die bis dahin übliche Tafelmalerei wurde in der hellenistischen Zeit ver¬ 
drängt durch die auf der frischen Kalkwand ausgeführte Freskomalerei. 
Geschickte Ausführung zeigen auch die Erzeugnisse desKunsthandwerks. 
Die Tongefäße, die man in schöner, zweckmäßiger Form verfertigte und mit 
Malereien, meist rot auf schwarzem Grunde, verzierte, zeugen von der 
Allgemeinheit des guten Geschmacks. Aus edlen Steinen verstand man 
Gemmen zu schneiden, die in Siegelringen oder als besondere Schmuckstücke 
getragen wurden. 
*) Die aufgefundenen Überreste sind alle nach Berlin übergeführt worden unb 
dort aufgestellt. 
**) Alexander wollte von niemandem gemalt werden als von Apelles, wie nur 
Lysivpos, der Vorsteher einer Bildhauerschule in Sikyon, ihn plastisch darstellen durfte.
	        
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