Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Teil 1)

130 Vierte Periode. 1517—1648. Reformation und Gegenreformation. 
Die Kunde von dem kühnen Prediger war auch nach Zürich ge- 
drnngen, und der Rat der Stadt berief ihn als Pfarrer an das große 
Münster. 
Hier lernte er nun 1519 das Treiben des Ablaßkrämers Samson 
kennen, bekämpfte ihn ebenso tatkräftig wie Luther den Tetzel und hatte 
den Erfolg, daß die schweizerische Tagsatzung ihn auswies. — Bald 
ging Zwingli an der Han.d der Heiligen Schrift weiter. Er predigte 
die Rechtfertigung durch den Glauben allein und verwarf alle „Menschen- 
satznngen." Seine Lehre stellte er in 67 Sätzen zusammen, die er in 
einer großen Disputation siegreich verteidigte (1523). Sofort führte 
nun der Rat von Zürich die Reformation durch, und so wurde hier 
die erste evangelische Kirche gegründet (1523/24). Zwingli ver¬ 
heiratete sich 1524. 
Aber Zwingli ging rücksichtsloser vor als Luther. Alle Bilder 
(hauptsächlich von Heiligen) und Kruzifixe wurden aus den Kirchen ent- 
fernt; an die Stelle des Altars trat ein einfacher Tisch, und die Orgeln 
wurden abgeschafft, weil der Priestergesang aufhörte und ein evangelisches 
Kirchenlied noch nicht vorhanden war. Das Abendmahl wurde nur 
noch zum Gedächtnis Christi gefeiert. 
Die Zwiuglische Reformation verbreitete sich über Bern, Basel, 
Appenzell, Glarus, Graubünden, St. Gallen und einige süd- 
deutsche Städte, auch Konstanz und Straßburg. Um so fester ver- 
harrten die vier Waldstätte und Zug am alten Glauben, besonders auch, 
da sie merkten, daß Zürich und Bern darauf ausgingen, ihr Übergewicht 
in der Eidgenossenschaft zu brechen. 
Eine Vereinigung der „Reformierten" in der Schweiz und der 
Lutherischen im eigentlichen Deutschland wurde von vielen Seiten, 
namentlich von dem Landgrafen Philipp von Hessen sehnlichst ge- 
wünscht, kam aber nicht zustande, weil Luther und Zwingli, die auf 
Einladung des Landgrafen zu Marburg in Hessen miteinander ver- 
handelten, keine volle Übereinstimmung (namentlich nicht in der Abend- 
mahlslehre) herbeiführen konnten. (Luther: Das ist mein Leib, Zwingli: 
Das bedeutet mein Leib.) 
Im Jahre 1531 kam es zum Kampfe zwischen den katholischen 
alten Kantonen und Zürich. Das Aufgebot dieser Stadt wurde, da 
auch von Bern nicht rechtzeitig Hilfe gebracht werden konnte, von der 
Übermacht bei Kappels (it. von Zug) geschlagen und Zwingli selbst fiel 
in der Schlacht. (11.10.1531.) 
3. Calvins Reformation. Das von Leuten französischer Zunge 
bewohnte Genf, welches sich in jenen Zeitläuften von dem Herzogtum 
Savoyen völlig befreite und den Eidgenossen anschloß, wurde bald ein 
neuer Hort der „Reformierten" Johann Calvin war es, der hier 
das Kirchenwesen ordnete.
	        
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