§ 40. Die Zeit des Marius. 125
§ 40. Die Zeit des Marius.
1. Ter Jugurthinische Krieg (111—105). Masinissas Sohn hatte
das numidische Reich in der Weise seinen Söhnen (Adherbal und
Hiempsal) sowie seinem an Sohnes Statt angenommenen Neffen In-
gurtha vererbt, daß sie es gemeinsam verwalten sollten. Aber sie wurden
uueius und teilten das Land. Nun ließ Jugurtha, ein gewandter, ehr-
geiziger, gewalttätiger Mann, seine beiden Vettern töten und "riß die Herr¬
schaft des Landes an sich. Da setzte die Volkspartei in Rom durch, daß
ihm der Krieg erklärt wurde. Aber zwei römische Feldherren hatten
wenig Erfolg und schloffen Frieden, der eine, nachdem er sich hatte be-
stechen und scheinbar zur Übergabe zwingen lassen. Jugurtha, nach Rom
geladen, wagte es sogar, im Vertrauen auf die Geldgier der herrschenden
Klasse, einen Nebenbuhler ermorden zu lasfeu. Endlich machte man mit
dem Kriege Ernst. Der Konsul Metellus (108 und 107) kämpfte sieg¬
reich, vermochte aber Jugurtha nicht völlig niederzuwerfen, da diesem sein
Schwiegervater Bocchus von Mauretanien Hilfe leistete. Bei der nächsten
Konsulwahl brachte die Volkspartei ihren Vertrauensmann Gaius Marius
durch. Dieser, der Sohn eines Tagelöhners aus einem Dorfe unweit
Arpmnm, der sich durch eigene Tüchtigkeit vom schlichten Soldaten soweit
emporgearbeitet hatte, daß er um die Hand einer Tochter aus einem der
vornehmsten Adelsgeschlechter, dem der Julier, anhalten durfte, kannte be-
reits als Metellus' Unterfeldherr den numidifchen Krieg. Er schlug Ju-
gurtha und Bocchus mehrmals aus dem Felde, so daß der Mauretanien
könig in Unterhandlungen eintrat und, von dem gewandten Quästor des
Marius, Cornelius Sulla, dem Sprossen einer altadligen Familie,
überredet, den eigenen Schwiegersohn an Rom auslieferte. Jugurtha
wurde im Triumph aufgeführt und im Staatskerker getötet, Numidien
zum kleineren Teil mit der Provinz Afrika vereinigt, zum größeren an
Bocchus und einen Verwandten Jugurthas verteilt.
2. Der Kimbrische Krieg (113—101). Noch war Marius nicht
nach Rom zurückgekehrt, als er bereits wieder zum Konsul gewählt war.
Die kriegerischen germanischen Kimbern („Kämpen") waren mit Weib
und Kind und all ihrer fahrenden Habe plötzlich im Nordosten Italiens
erschienen. Der Konsul Papirius Earbo, der sie bei Noreja (im
oberen Drautal) überfallen wollte, entrann nur im Schutze eines Gewitters
dem Verderben. Sie fielen aber noch nicht in Oberitalien ein, sondern
wanderten in weitem Bogen nach Gallien, wo sie1), mit keltischen Stämmen
und den germanischen Teutonen verbunden, mehrere Römerheere ver-
nichteten. Ganz Italien wurde von gewaltigem Schrecken ergriffen (terror
Cirnbricus). Jetzt sollte Marius helfen, viermal hintereinander wurde er
zum Konsul erwählt. Während die Germanen Spanien heimsuchten,
!) S. Teil I, S. 12 f. Großer Sieg der Kimbern beim Arausio 105.