68 Griechische Geschichte.
athenischen Bildhauer Phidias geschaffene eherne Bildsäule der Athene
„Vorkämpferin" (mit dem Unterbau 9 m hoch). Die Baumeister Jktiuos
und Kallikrates bauten den Parthenons aus peutctlischem Marmor als
einen Tempel für die „jungfräuliche" Stadtgöttin. Dieser Tempel wurde
das vollendetste Denkmal griechischer Baukunst. In den größeren der
beiden Jnnenräume kam die gegen 12 m hohe „goldelfenbeinerne" Bild¬
säule der Göttin, ein Werk des Phidias. Hier wurde auch der Bundes-
schätz aufbewahrt.
Auf der Nordseite der Akröpolis, der Burg von Athen, begann
Perikles als Ersatz für das hier von Terxes zerstörte Heiligtum der drei
Schutzgottheiten3) der Stadt das Erechtheion. Es wurde im Jahre 407
vollendet. Wie das alte Gotteshaus bestand es aus drei verschiedenen
Tempeln. Das Gebälk der einen der drei Vorhallen trugen zum ersten
Male an Stelle der Säulen sechs Mädchengestalten (Karyatiden). Zur
Erleichterung der Gebälklast wurde der Fries weggelassen. — Bedeutend
kleiner war der (ionische) Tempel der Nike-Siegesgöttin an der westlichen
Brüstung. — An Pracht und Schönheit mit allen diesen Bauten wett-
eiferte das tempelartige Eingangstor, die Propyläen, von Mnefikles
aus peutelifchem Marmor ausgeführt.
Für musikalische Aufführungen entstand an der Südseite der Burg
das Odeion, ein mit Säulen und Sitzplätzen reich versehener Rundbau,
dem das in eine Spitze auslaufende Dach ein zeltartiges Aussehen gab.
Von der Nord- und Ostseite erhielt man einen Blick auf die städtischen
Turnplätze, das Kynosarges und das baumreiche Lykeion. — In der
attischen Landschaft waren der Demetertempel des Jktinos zu Eleusis
und der Tempel der Nemesis auf dem Felde von Marathon fehenswert.
Zugleich mit Phidias glänzte Myron aus dem attisch gewordenen
Städtchen Eleutherä, der (meist in Erz) mit großer Naturtreue'Menschen-
und Tierkörper wiedergab. Viel bewundert war seine Kuh, der Diskos-
Werfer und der Läufer Ladas. Auch seine Götter-, Halbgötter-
und Siegerbilder zeichneten sich durch kraft- und lebensvolle Schönheit
aus. Mit dem großen Athener rang weiter um die Palme Polyklet,
der Erbauer des Heratempels in Argos, der außer dem Goldelfenbeinbilde
der Hera unter sorgfältigster Beobachtung der Körperverhältnisse besonders
Gestalten von edler, jugendlicher Schönheit zur Darstellung brachte, unter
*) S. den Bilderanhang.
2)^ Der Körper bestand aus Elfenbein, das Gewand, Wehr und Waffen aus
Gold, die Augen aus Edelsteinen. Allein der abnehmbare Goldschmuck wog 44 Gold¬
talente (damaliges Verhältnis des Silbers zum Golde wie 1 :14). Auf der Außen¬
seite des Schildes war eine Amazonenschlacht, auf dem Rande der Innenseite der
Kampf der Götter und Riesen hochbildartig dargestellt. Eine dritte Athenebild-
säule des Phidias war das von Siedlern, die nach Lemnos zogen, gestiftete lebens-
große Erzbild der Athens Lemnia.
3) Athene, Poseidon und Pandrofos (Tochter des Kekrops).