Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

4 • Aus der deutschen Geschichte. 
verbunden. Die Priester und Priesterinnen genossen großes Ansehen. 
Die Hauptfeste wurden zur Zeit der Sommer- und der Wintersonnen¬ 
wende und zur Zeit der Frühlings- und Herbst-Nachtgleiche gefeiert. 
2. Armin und die Aörner. 
Eroberungsversuche der Römer in Deutschland. Schon vor Kaiser 
Augustus hatten die Römer ihre Herrschaft bis an den Rhein aus¬ 
gedehnt. Sein tapferer Stieffohu Drufus unternahm in den Jahren 
12-9 v. Chr. vier Feldzüge nach dem rechtsrheinischen Lande. Zur 
Sicherung der Grenze legte er am Rhein und auf dem Taunus, zu¬ 
meist im Anschluß an keltische Ortschaften, befestigte Lager an, aus 
denen später Städte eutstaudeu (Mainz, Koblenz, Wesel, Xanten). 
Drnsus starb an den Folgen eines Schenkelbruches, den er auf der 
Rückkehr vom vierten Feldzuge, bei dem er bis an die Elbe vor¬ 
gedrungen war, erlitten hatte. Nun übernahm sein Bruder Tiberius 
den Oberbefehl am Rhein. Dieser suchte durch Klugheit und List die 
Germanen zu unterwerfen. Er erreichte dieses Ziel hauptsächlich da¬ 
durch, daß er die bestehende Uneinigkeit unter den verschiedenen Volks¬ 
stämmen nährte und dann als Friedensstifter auftrat. Mit einzelnen 
Fürsten schloß er Bündnisse und bewog zahlreiche Jünglinge aus an¬ 
gesehenen Familien, Dienste im römischen Heere zu nehmen. Auf jede 
Weife waren die Römer bemüht, römische Sprache und Sitte in 
Germanien zu verbreiten. Schon betrachteten sie das Land zwischen 
Rhein und Elbe als römische Provinz. 
Varus. Tiberius wurde von Angnstus abgerufen, um einen im 
heutigen Ungarn ausgebrochenen Aufstand zu bekämpfen. An seine 
Stelle trat ein Verwandter des Kaiserhauses, Varus, bisher Statthalter 
von Syrien. Das war ein stolzer und habsüchtiger Mann; er be¬ 
handelte die Germanen nicht als Bundesgenossen, sondern als unter¬ 
worfenes Volk. Die Abgaben wurden mit großer Härte eingetrieben. 
Die Rechtshändel ließ er nach römischen Gesetzen in lateinischer Sprache 
von römischen Richtern entscheiden. Ja, er ging soweit, daß er freie 
Männer von seinen Gerichtsdienern mit Stöcken schlagen und mit dem 
Beile hinrichten ließ. Das Verfahren des Varus erzeugte unter den 
Völkerschaften zwischen Rhein und Elbe eine so feindselige Stimmung, 
daß es mir eines entschlossenen Anführers bedurfte, um einen allgemeinen 
Aufstand hervorzurufen. Ein solcher Anführer fand sich in Armin. 
Arminius war der Sohn eines Chernskersürsten. Nach der Sitte 
seiner Zeit hatte er als Jüngling im römischen Heere gedient. Dort 
hatte er Gelegenheit gehabt, römische Bildung, aber auch römische Ver-
	        
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