Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

7. Friedrich Wilhelm III. 195 
Künstlers uns von Römerkühnheit malen mag, es wird durch das, was 
in dieser Schlacht vorging, weit übertroffen", so würdigt ein Schlachten¬ 
bericht die unvergleichliche Waffentat der Preußen. 
Der 17. Oktober war ein Sonntag. Die erschöpften Heere hielten 
Waffenruhe. Vergeblich sandte Napoleon Friedensanträge an Kaiser 
Franz. Die Verbündeten ließen sich in keine Unterhandlungen ein. 
Am 18. Oktober hatte Napoleon seine Streitkräfte in einem 
großen Bogen ausgestellt, der sich im Süden von Leipzig an die Pleiße, 
im Norden an die Weiße Elster anschloß. Das Bertrandsche Korps 
hielt wiederum die Rückzugslinie frei. Die Verbündeten hatten soviel 
Verstärkungen herangezogen, daß sie den Feinden weit überlegen waren. 
Ihre Angriffslinie umschloß die Aufstellung Napoleons in einem noch 
größeren Bogen, der dadurch gebildet worden war, daß im Osten Leipzigs 
in die Lücke zwischen dem böhmischen und dem schlesischen Heere die 
russische Reservearmee unter Bennigsen und die Nordarmee eingerückt 
waren. Die drei Monarchen hielten auf einem Hügel bei Probstheida 
(südlich von Leipzig). Dieses Dorf behauptete Napoleon, der hier selbst 
befehligte, mit größter Hartnäckigkeit und schlug bis zum späten Nach¬ 
mittag alle Angriffe Schwarzenbergs zurück. Aber östlich von Leipzig 
durchbrachen die frischen Truppen der Verbündeten den feindlichen Bogen 
und warfen den Gegner bis in die Gärten vor der Stadt zurück, wodurch 
Napoleons Stellung bei Probstheida unhaltbar wurde. Doch tobte hier 
der Kampf noch bis zum Anbruch der Nacht. Neben einer zerschossenen 
Windmühle saß der gewaltige Kaiser auf hölzernem Schemel. Von den 
Anstrengungen der vorangegangenen Tage ermattet, schlief er inmitten 
des Schlachtenlärms ein. Nach kurzer Rast raffte er sich auf und ritt 
in die Stadt, von wo aus er die Befehle zum Rückzüge für den nächsten 
Tag gab. 
Der 19. Oktober. Die ganze Nacht und den Vormittag hindurch 
fluteten die französischen Heeresmassen durch Leipzig hindurch gen 
Lindenau. Allerlei Heergerät, Verwundete und Sterbende bedeckten die 
Straßen. Die Verwirrung wuchs von Stunde zu Stunde. Napoleon 
verließ die Stadt um 11 Uhr. Den Rückzug deckten die Marschälle 
Macdonald und Fürst Poniatowski. Ihre Truppen waren meist Rhein¬ 
bündner und Polen. Sie hielten die Stadt, die aus der Zeit des Mittel- 
alters^ noch einige Befestigungen hatte, bis in den Nachmittag hinein. 
Zu zeitig für sie wurde die Elsterbrücke an der Lindenauer Straße von 
dem hierzu bestellten französischen Korporal gesprengt. Tausende gerieten 
infolgedessen in Gefangenschaft oder ertranken bei dem Versuche, das 
jenseitige Ufer zu gewinnen. Unter den letzteren war auch Fürst Poniatowski. 
Napoleons Rückzug. Die Zahl der Opfer, welche die Leipziger 
Schlacht an Toten und Verwundeten erforderte, erreichte 90 000. Sie 
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