Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

7. Deutsches Leben im Mittelalter. 
61 
Aber in edler Freimütigkeit sprachen alle Richter bis auf einen ihn 
frei, da „Konradin nicht frevelte, indem er versuchte, sein angestammtes 
väterliches Reich durch offenen Krieg wieder zu gewinnen." Jener eme 
aber erklärte Konradin für schuldig. Gestützt auf die Stimme dieser 
Knechtesseele sprach der Tyrann über Konradin und seine Freunde das 
Todesurteil aus. Auf einem freien Platze der Stadt wurde es öffent¬ 
lich vollzogen.^ 
7. Deutsches ^Leöen im Mttetatter. 
Das Rittertum. 
Entstehung. Die fränkischen Heere bestanden ganz überwiegend aus 
Fußgängern. Erst infolge der Kriege mit Reitervölkern und der häufigen 
Romzüge wurde die Reiterei zahlreicher. Der Dienst zu Pferde er¬ 
möglichte eine sorgfältigere Ausbildung der schweren Schutzwaffen, ver¬ 
teuerte aber auch den Heeresdienst. Sein Druck wurde um so mehr 
empfunden, als die Kriege nicht mehr der Verteidigung des heimifcheu 
Bodens, sondern zumeist den persönlichen Zwecken der Herrscher und der 
Großen dienten. Die lange Dauer und die Häufigkeit der Feldzüge 
machte es schließlich dem Ackerbauer überhaupt unmöglich, zugleich Krieger 
zu sein. Der Waffendienst, einst Recht und Pflicht jedes Freien, wurde 
ein besonderer Beruf; vom Nährstand sonderte sich der Wehrstand ab. 
Seine Angehörigen mußten naturgemäß von demjenigen unterhalten 
werden, der ihrer Dienste bedurste. Da Bargeld im Mittelalter selten 
war, konnte die Bezahlung nur durch Überweisung von Grund und 
Boden erfolgen. Die Panzerreiter, die ursprünglich vielfach besitzlose, 
oder doch unfreie Leute gewesen waren, wurden Lehnsträger. .In einer 
Zeit schier unaufhörlicher Kriege mußte auch der Krieger an Geltung 
gewinnen. Die reisigen Lehnsmannen fühlten sich bald als eine be¬ 
sondere Kaste und gestatteten den Zugang zu ihrem Berufe nur dem, 
dessen Vater und Großvater ihm bereits angehört hatten. Aus dem 
Berufsstande der Reiter wurde der Geburtsstand der Ritter. Sein 
Ansehen brachte es mit sich, daß Kaiser und Könige, Fürsten und Edle 
sich als dessen Zugehörige bekannten. Der Enkel des Panzerreiters, der 
einst in der Lehmhütte gehaust hatte, wurde ihr gleichberechtigter 
Kamerad im Kamps und Waffenspiel, im Lager und beim Gelage. Das 
hob den Ritter über den frei geborenen Bauer hoch empor, machte ihn 
zum Adligen, auch wenn er unfreier Abstammung war. Der Ritter 
freien Standes versäumte freilich nicht, dies zu betonen, indem er sich 
Freiherr oder Baron nannte. Seitdem die Lehen erblich geworden 
waren, wurde es beim Adel Sitte, dem Taufnamen den Wohnort bei-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.