Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 1)

108 
Die Reformation, 
Landsleute in Spanien verklagten, sandte man einen andern Statthalter 
ab, der den großen Entdecker in Ketten nach Europa schickte. Am Hofe 
wurde er zwar freigesprochen, doch setzte man ihn nicht in die ver- 
sprochenen Würden ein. Jetzt versuchte man vielfach, sein Verdienst zu 
schmälern (Ei des Kolumbus!). Er starb im Jahre 1506. 
Bald wurde nun auch das nördliche und das ganze südliche Fest- 
land bekannt. Der neue Erdteil erhielt nach seinem ersten Beschreibe 
Amerigo Vespucci den Namen Amerika. 
Im Jahre 1500 entdeckte der Portugiese Cabral Brasilien; hier 
setzten sich seine Landsleute fest. — Die Spanier hingegen eroberten in 
Nordamerika unter dem tapferen Cortez Mexiko, in Südamerika 
die Goldländer Peru und Chile. Dies waren Staaten mit ziemlich 
hoher einheimischer Kultur. Überall fanden die Spanier viele Edel- 
metalle, die sie nach Europa schleppten; dadurch sank in Europa der 
Wert des Geldes, die Fürsten gerieten in große Geldnot. — Bald ent¬ 
wickelte sich ein reger Handelsverkehr zwischen der alten und der 
neuen Welt, den anfangs die Portugiesen und Spanier, später die 
Niederländer und Engländer vermittelten. 
Durch die wichtigen Erfindungen des Kompasses, des Schießpulvers 
und der Buchdruckerkunst, durch die Entdeckung des Seeweges nach Ost- 
indien und des neuen Erdteils Amerika und endlich durch das Wieder- 
aufblühen der klassischen Studien und durch die Reformation wurde eine 
neue Zeit herbeigeführt. — (Mittelalter von 476—1517.) 
VI. Die Reformation. 
A. Die Kaiser zu dieser Heit. 
1519 § 46. Karl V. (15(9-1556). 
1556 a. Seine Person und seine Macht. Ehe wir die Reformation 
betrachten, wollen wir kurz die Kaiser dieser Zeit erwähnen, vor allem 
den Kaiser Karl V., der sich unsterblichen Ruhm erworben haben würde, 
falls er sich an die Spitze der religiösen Bewegung gestellt hätte, so aber 
im Kampfe gegen die Evangelischen seine Kräfte unnütz aufrieb und in- 
folgedefsen nicht die Türken aus Europa zurückzudrängen vermochte. 
Karl V., ein Enkel Maximilians, war in den Niederlanden 
geboren und hatte eine vortreffliche Erziehung genossen. Er war nicht 
nur ein tüchtiger Staatsmann, sondern auch ein tapferer und geschickter 
1519 Feldherr. Als ihn 1519 die Kurfürsten zum deutschen Kaiser wählten, 
besaß er schon die Niederlande, Spanien, Neapel und Si- 
zilien sowie die großen Besitzungen in Amerika, dazu die Habs- 
burgischen Länder in Deutschland: in seinem Reiche ging niemals 
die Sonne unter!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.