Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 1)

120 Luther und die Reformation. 
der Reformation keine großen Hindernisse in den Weg und bestimmten 
1526 1526 ^f dem ersten Reichstage zu Speier, daß sich ein jeder so 
zu verhalten habe, wie er es vor Gott und dem Kaiser verantworten 
1529 könne. — Gleich nach dem Frieden 1529 beschloß man dagegen 
wiederum zu Speier, auf das Betreiben der Päpstlichen, daß hinfort 
niemand mehr den katholischen Glauben ändern dürfte und überall wieder 
die Messe und die Gewalt der Bischöfe eingeführt werden sollte Gegen 
diesen Beschluß verwahrten sich (protestierten) die Evangelischen; hiervon 
erhielten sie von ihren Feinden den Namen „Protestanten" Luther 
dichtete zu dieser Zeit das Schutz- und Trutzlied der evangelischen Kirche- 
„Ein' feste Burg ist unser Gott". 
Als der Kaiser, der noch in Italien weilte, von dem Proteste hörte, 
ward er sehr unwillig und schrieb einen neuen Reichstag nach Augs- 
bürg aus. Dort sollten die Evangelischen ihren Glauben bekennen. 
Luther als Geächteter durfte nicht erscheinen; er weilte zu dieser Zeit 
auf der Feste Koburg und betete für die Seinen. Man übertrug des- 
halb seinem Freunde und bedeutendsten Mitarbeiter Philipp Melanch- 
thon die Ausgabe, den evangelischen Glauben in kurzer Form aus- 
zuarbeiten. Er tat dies meisterlich in der sogenannten „Augsburger 
Konfession" (d. i. Bekenntnis). Luther las das Werk und urteilte 
darüber: „Die Schrift gefällt mir sehr wohl, und weiß ich nichts daran 
zu bessern, noch zu ändern. Christus, unser Herr, helfe, daß sie viele 
Frucht schaffe!" 
1530" 2Ö- ^ni 1530 bekannten dann unsere Väter vor dem 
Reichstage in feierlicher Weise ihren Glauben. Ein kursächsischer 
Kanzler las mit lauter Stimme in deutscher Sprache das Bekenntnis 
vor. (Die Schrift zerfällt in 28 Artikel. In 21 Artikeln wird der 
rechte evangelische Glaube klargelegt; in den letzten 7 Artikeln werden 
die Irrtümer der katholischen Kirche aufgedeckt, immer mit Berufung auf 
die Heilige Schrift.) Viele katholische Fürsten waren über die klare Lehre 
der Evangelischen verwundert; denn ihre Priester hatten sie ihnen ganz 
anders dargestellt. Der Herzog von Bayern fragte seinen gelehrten 
Dr. Eck, ob er sich getraue, dieses Bekenntnis zu widerlegen? Als Eck 
kleinlaut entgegnete: „Mit den Kirchenvätern wohl, nicht aber mit der 
Heiligen Schrift", sagte der Herzog erregt: „So merke ich wohl, die 
Lutherischen sitzen in der Schrift und wir daneben." 
Der Kaiser trug den katholischen Geistlichen auf, die Bekenntnis- 
schrist der Evangelischen zu widerlegen. Diese Entgegnungsschrift 
wurde auch vorgelesen. Danach entschied der Kaiser, ohne nochmals die 
Verteidigung der Evangelischen zu hören, letztere seien widerlegt, die 
katholische Lehre sei die echte und wahre. Beim Abschied befahl er: 
die Evangelischen sollten innerhalb sechs Monate zur katho- 
tischen Kirche zurückkehren, sonst würde gegen sie Gewalt angewendet 
1530 werden. Da schlössen die Evangelischen zu Schmalkalden einen 
Bund zur Erhaltung ihres Glaubens. — Der Kaiser geriet bald in 
große Gefahr durch die Türken, welche ihn von Osten bedrohten. Er
	        
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