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b) Seine Sorge für den Ackerbau.
Um den Ackerbau zu heben, legte Karl auf seinen Güteru Muster-
wirtschafteu an, ließ Sümpfe trocken legen und große Strecken urbar
machen. Sodann erließ er eingehende Verordnungen über den Getreide-
bau und die Viehzucht. Er selbst gab in einer Schrift genaue Auwei-
sung über die Pflege der Haustiere, über Bienenzucht, Acker- und Gar-
tenban, über die Bereitung des Honigs, des Weines und Bieres.
Auf seinen Reisen besuchte er die Pfalzen, sah überall genau nach
nnd prüfte die Rechnungen seiner Verwalter. Man erzählt, daß man
ihm sogar über jedes Ei habe Rechenschaft ablegen müssen.
c) Seine Sorge für den Handel.
Im Innern des Reiches war der Handelsverkehr noch sehr gering.
Meistens fand Tauschhandel statt, d. h. man tauschte nötige Waren
gegen andere, überflüssige ein. An hohen kirchlichen Festen strömte viel
Volk zusammen; so entstanden die ersten Märkte oder Messen. (Warum
„Messen" genannt?)
Karl suchte den Handelsverkehr dadurch zu fördern, daß er Wege
verbessern, Brücken schlagen ließ, Flüsse schiffbar machte n. s. w. —
Damals schon versuchte er die Altmühl mit der Rednitz, also den Rhein
mit der Donau (vergl. den Ludwigskanal!) durch "einen Kanal zu
verbinden. Allein da die Werkmeister senkrechte Wände graben ließen,
kam das Werk nicht zu stände.
Um die Haupthandelsstraße, die Donau, frei und sicher £u machen,
führte er, wie schon oben angeführt, den avarischen Krieg. (Andere be¬
lebte Handelsstraßen zu dieser Zeit waren: Rhein- und Weserstraße, so-
wie ^bie Verbindungswege an der Ruhr und Diemel entlang nach Bar-
dowik, an der Elbmündung, nicht weit von dem heutigen 'Hamburg
entfernt, gelegen, und von hier weiter nach dem berühmten slavischen
Handelsorte Vineta an der Odermündung).
6) Seine Sorge für Kunst und Wissenschaft, für Kirche und Schule.
Karl der Große war ein Freund und Beförderer der Wissenschaften
und auch besonders der Künste. Er ließ prächtige Bauten aufführen
und diese durch die bildenden Künste schmücken, z. B. den herrlichen
Dom in seiner Lieblingspfalz zu Aachen.*) Über dessen Bau berichtet
der Mönch von Sankt Gallen:
„Als der rüstige Kaiser Karl zu einiger Ruhe gelangen konnte,
wollte er doch nicht in Muße feiern, sondern für den Dienst Gottes
arbeiten, sodaß er es unternahm, in seinem Baterlande eine Kirche,
herrlicher als die alten Werke der Römer, nach eigenem Plane zu er-
bauen. Zu diesem Bau berief er von allen Ländern diesseits des
Meeres Meister und Werkleute aller Künste dieser Art, und setzte über
alle diese einen Abt, der au Einsicht allen überlegen war, zur Ausfüh-
*) Er weilte hier am liebsten und häufigsten, weil er sich gerne in den dortigen
warmen Quellen badete.