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Darauf erwiderte das Volk, daß es sehnlichst verlange, von dem
lebendigen Gott erlöst zu werden, und gelobte dem König seine Hülfe
gegen das wilde Volk. — Als nun bald darauf die Gesandten der Un-
garn zum Könige kamen, um den üblichen Tribut zu holen, wurden sie
von ihm mit Hohn abgewiesen und mußten mit leeren Händen in ihr
Land zurückkehren. Unverweilt eilten da die Ungarn mit einem be¬
deutenden und ergrimmten Heere nach Sachsen. Sie nahmen ihren
Marsch durch das Land der Daleminzier und verlangten von diesen,
ihren alten Freunden Beistand. Da diese aber die jetzige Macht der
Sachsen kannten, warfen sie ihnen als Geschenk einen fetten Hund vor.
Nun drangen die Ungarn allein in Thüringen ein und durch-
zogen sengend und brennend das Land. Sodann teilten sich ihre Scharen;
ein Teil zog nach Westen, und versuchte von Süden in Sachsen ein-
zudringen. Aber die erzürnten Sachsen, verstärkt durch die Thüringer,
rieben das ganze feindliche Heer auf.
Die im Osten zurückgebliebenen Ungarn zogen gegen die Burg,
welche ein Thüringer bewohnte, der mit der Schwester des Königs ver-
heiratet war, und in der sie viele Schätze vermuteten. Als sie aber von
der Niederlage ihrer Gefährten und von dem Nahen des königlichen
Heeres hörten, verließen sie, von Furcht ergriffen, das Lager, und riefen
durch Feuer und ungeheuren Rauch die zerstreuten Schwärme zusammen.
Aber der König führte am folgenden Tage in der Nähe von Riade
an der Unstrut sein Heer gegen sie, nachdem er es eindringlich ermahnt
hatte, kräftig für Religion und Vaterland zu kämpfen und rühmlich zu
sterben. — Auf den Rat des Königs ritten die Deutschen geschlossen,
mit vorgehaltenen Schilden, um die Pfeile der Gegner aufzufangen,
gegen diese vor; dann fielen sie mit raschem Anlaufe über den Feind
her, sodaß viele Ungarn niedergeschlagen wurden,. ehe sie den zweiten
Pfeil abdrücken konnten. Da wandten sich die Überlebenden so eilig
zur Flucht, daß ihnen das schnellfüßigste Pferd zu langsam erschien.
So wurden also die Ungarn zum Teil niedergemetzelt, zum Teil
zerstreut; die zahllosen Scharen Deutsche, welche sie bereits zu Gefangenen
gemacht hatten, wurden befreit. (933.) Hinfort mieden die Ungarn auf
lange Zeit Deutschland.
Das siegreiche Heer begrüßte den König als „Vater des Vater-
landes, großmächtigen Herrscher und Kaiser."
4. Die Dänen.
Noch war ein dritter Feind nnbezwnngen, die Dänen im Norden,
welche sich der Mark Holstein bemächtigt und alle Deutschen über die
Elbe zurückgedrängt hatten. Nicht genug hiermit, sie überfielen auch
die Küstenländer und trieben arge Seeräuberei.
Im Jahre 934 eilte Heinrich auch gegen sie, trieb sie bis über
die Eider zurück und gründete zwischen Eider und Schlei die Mark
Schleswig.
So war Heinrich I. der Erretter und starke Schirmherr seines
früher bedrängten Volkes!
Lewin, Unsere Kaiser und ihr Haus. 10