44. Vom Lichte des Kienspans bis zum Lichte der Elektrizität. 71
nach allen Richtungen auseinander werfen würde. Brennender
Spiritus kann durch eine genügende Menge kalten Wassers
schnell gelöscht werden, da er bei starker Verdünnung nicht
mehr brennt. Nach a. stoß.
44. Wom Lichte des Kienspans öis zum Lichte der Kkesrtrizitat.
Schon seit Jahrtausenden haben die Menschen die Finsternis zu bannen
und die Nächte abzukürzen verstanden. Mag nun auch die Art und Weise,
wie in der vergangenen Zeit Licht erzeugt wurde, recht verschieden gewesen
sein, eins läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß nämlich Holz, Harz, Wachs,
Fette und Öle überall als Leuchtstoffe zur Verwendung kamen.
Seit undenklichen Zeiten waren der harzige Kienspan mit feinem arm¬
seligen, dürftigen Lichte und die rußige Öl- und Tranlampe die fast aus¬
schließlichen Beleuchtungsmittel innerhalb geschlossener Räume. Fast möchte
man fragen, wie es möglich lvar mit ihnen so lange auszukommen! Welch
ein Unterschied zwischen dem Kienspan und den künstlichen Sonnen unserer Zeit!
Vielleicht noch länger als jener hat auch die Lampe als unentbehr¬
liches Geräte den Haushaltungen gedient und diejenigen Lampen, welche
aus den Ruinen von Pompeji gegraben wurden, unterscheiden sich von denen,
die man zu Anfang unseres Jahrhunderts — also 1800 Jahre darnach —
benutzte, nur dadurch, daß sie etwas geschmackvollere Formen haben. Erst in
den letzten Jahrzehnten sind die Lampen durch gründliche Umgestaltungen
wesentlich verbessert worden. Von allen hat heutzutage eine, die Petro¬
leumlampe, den Vorzug erlangt. Sie spendet uns, getränkt mit aus der
Erde quellendem Ol, ein schönes, helles Licht, kann aber in der Hand eines
unverständigen und unvorsichtigen Menschen viel Elend und großen Schaden an¬
richten. Deshalb ist bei ihrem Gebrauche größte Vorsicht und Reinlichkeit geboten.
Während in der Vorzeit die Beleuchtung der Zimmer fast immer die¬
selbe blieb, machte die Straßenbeleuchtung in größeren Städten wesent¬
liche Fortschritte. Ursprünglich dienten mit Pech gefüllte Gefäße und Pech¬
fackeln zur Erhellung der Nacht und der Wege. Im alten Babylon gab es
eine den kolossalen Verhältnissen dieser Stadt entsprechende Beleuchtung, die
durch große, mit Fett gefüllte Vasen und darin angebrachte starke Dochte
bewerkstelligt wurde. Alle Hauptstädte des römischen Reiches hatten bereits
Straßenlicht. Die Deutschen haben diese Annehmlichkeit lange entbehrt; wer
in finsterer Nacht auf die Straße ging, war genötigt eine Handlaterne mit¬
zunehmen. Endlich kam man aber doch auch bei uns darauf, durch Öl¬
lampen in den Straßen die Sicherheit und Bequemlichkeit des Verkehrs zu
erhöhen. In Kirchen und Kapellen wurden auch früher bei gottesdienstlichen Hand¬
lungen Wachslichter angezündet. Talglichter erfand man erst im 13. Jahrhundert.
Einen großartigen Umschwung erfuhr sowohl die Zimmer- als auch die
Straßenbeleuchtung durch die Erfindung des Leuchtgases. Der eigentliche
Begründer der Gasfabrikation ist der Engländer William Murdach (1792).