Full text: Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 5)

144 Dritter Zeitraum. Deutsche Geschichte ».Interregnum b.3. Ausgange d deutschen Mittelalters 
Lust zu großen Unternehmungen und auch eine reichere und freiere Geistesbildung, die 
zugleich mit der wirtschaftlichen Blüte sich entfaltete." 
Aus der Vielheit der Staaten ragten folgende hervor: der Kirchenstaat, 
die Königreiche Sizilien und Neapel, das Herzogtum Mailand und die 
Republiken Genua, Zlorenz und Venedig. 
a) Der Kirchenstaat. Während des „ Exils" Bestrebungen, den päpstlichen Einfluß 
auf Rom ganz zu beseitigen und eine Republik zu errichten. Abtrennung größerer Land¬ 
gebiete. Zurückgeroinnung der vollen Herrschaft über die Stadt und das gesamte Staats¬ 
gebiet um 1500 durch Papst Alexander VI. unö seinen lasterhaften Sohn Gefare Borgia. 
b) Sizilien. Vertreibung öer Anjous öurch öie „Sizilianische Desper" 1282 
unö Errichtung eines selbständigen Königreichs unter Peter von flragonien, dem 
Schwiegersohne des hohenstaufifchen Königs Manfred. 
c) Neapel, hier vermochten sich die Anjous bis 1442 zu halten. Dann erfolgte 
die Bereinigung dieses Königreichs mit Sizilien. (Erst 1714 enöete öie spanische Herrschaft, 
und die Habsburger traten das Erbe an.) 
d) Mailand. Langjährige Kämpfe zwischen Guelf en und Ghibellinen. Schließ- 
licher Sieg der zeitweilig von den deutschen Kaisern unterstützten ghibellinischen Familie 
Visconti. Eroberung fast ganz ©beritaliens und Streben nach der Herrschaft über das 
gesamte Italien. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts Übergang der Herrschaft an die Familie 
der Sforza. 
e) Genua. Aufblühen im Zeitalter der Kreuzzüge. Langjähriger, siegreicher Kampf 
gegen Pisa? (Eroberung von Korsika und Sardinien. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts 
unglücklicher Ausgang des Kampfes mit Venedig und seitdem Niedergang. 
f) Florenz. Wirtschaftliche Regsamkeit seiner Bewohner. Allmähliche Unterwerfung 
der ganzen Landschaft Toskana. Kampf der durch Geldgeschäfte reich gewordenen, mit 
der Volkspartei verbündeten Familie Medici gegen den herrschenden Geldadel. Allein- 
Herrschaft des volksfreundlichen und kunstsinnigen Eosimo de Medici nach Art des 
Perikles im alten Athen. Kunstblüte in Florenz. Höhepunkt unö beginnenöer Rück¬ 
gang öer mediceischen Macht unter Lorenzo de TTtedici, „dem Prächtigen" (um 
1490). Vertreibung der Medici durch Girolamo Savonarola; Wiedereinsetzung zu 
Anfang des 16. Jahrhunderts. 
g) Venedig. Selbständigkeit der Stadt gegenüber Langobarden, Franken und 
©strömern. Ungeahnter Aufschwung während öer Kreuzzüge. Eroberung Istriens, 
Dalmatiens und zu Beginn des 15. Jahrhunderts auch des Peloponnes, der meisten 
griechischen Inseln und der Gestade des Schwarzen Meeres. Dogen-Herrschaft, 
allmählich abgelöst durch das oligarchische Regiment des „Großen Rates", öer schließlich 
die höchste Regierungsgewalt öem „Ausschuß öer Drei", den „Staatsinquisita- 
toren", übertrug. (Untergang öer Republik erst durch Napoleon I.) 
4. Das osmotische Reich. 
Ursprünglich nur eine im Dienste des seldschukkischen Sultans von 
Ikonium stehende Nomadenhorde, machten sich die Türken um 1300 unter 
(Dsman (daher „©smarten") selbständig und drangen nach Osteuropa ein. 
Adrianopel wurde ihr erster herrschersitz. Huf dem Amselfelde erlagen ihnen 
(1389) die vereinigten Bulgaren,Serben und Bosnier. Ihr Sultan Bajesid I. 
schlug (1396) das westeuropäische Kreuzzugsheer König Sigismunds, er¬ 
oberte fast ganz Kleinasien, erlag aber (bei flngora 1402) den Mongolen
	        
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