— 168 —
13. Stiftung der Universität Frankfurt a. d. O. 1505.
^Cod. dipl. Brandenb. I. 23. Nr. 375. Lateinisch. Übersetzung bei Zurbonsen a. a. O.
Da nichts für das ganze Menschengeschlecht Höheres als das Studium
der Wissenschaften, nichts Ausgezeichneteres, nichts Förderlicheres jemals zu
Tage getreten — denn in den Wissenschaften beruht die Unsterblichkeit, wird
die Unvergänglichkeit des Gedächtnisses erhalten, die vor Jahrhunderten ge¬
schehene Tat und die Kenntnis jeglichen Wissens erfaßt, der ursprünglich rohe
Geist, des menschlichen Lebens Führer und Lenker, gebildet: so sind wir
Joachim, von des allmächtigen Gottes Gute Erzkanzler und Kurfürst des
heiligen römischen Reiches, Markgraf von Brandenburg, Herzog von Stettin,
Pommern, der Kassnben und Wenden, Burggraf von Nürnberg, Fürst von
Rügen, oft verwundert gewesen, weshalb in unserm Deutschland mehrere in
allen Künsten als in diesem so gerühmten Studium der Wissenschaften nach
der Vorfahren, Väter und unserm Gedächtnisse bewundernswert gewesen und
noch sind, so daß einen weißen Raben zu sehen glaubt, wer einen in den
Wissenschaften glänzenden Mann sucht. Und bei unsrer Untersuchung darüber
bieten sich viele Ursachen dafür dar, besonders die, daß Menschen von ge¬
ringerem Vermögen sich beklagen über die großen Kosten, Vermögendere aber
über die Roheit, Saumseligkeit ober, was besonders zu tadeln, über die Lehr¬
tätigkeit der Lehrer; auch sagt den meisten, wenn sie selbst über die Alpen
gehen und Hochschulen von Italien besuchen, nicht das Klima zu, und sie
werden deshalb selbst wider ihren Willen mitten in der Zeit heimgezogen oder
gar auf der Fahrt hingerafft, bevor sie den ersehnten Hafen erreichen. Uns
haben nun Kandidaten und Professoren der Wissenschaften durch beständige
Aufforderungen und tägliches Bitten angehalten, damit nicht ferner mehrere von
den Wissenschaften und Studien ferngehalten würden, eine Hochschule zu er¬
richten, wohin wie zu einem Asyle scharenweise diejenigen zusammenströmen
könnten, die den Geist durch Unterweisung, die Sprache durch Redekunst aus¬
zubilden und ihr Feld durch den Quell der Bildung zu befruchten trachten.
Nun haben wir in unserer Herrschaft eine besuchte Stadt, den Markt
vieler Nationen: Frankfurt an der Oder, das sich auszeichnet durch
heiteres und gemäßigtes Klima, gen Osten liegend, wo es von der Oder, dem
klarsten, fischreichsten und für Schiffahrt sowie jegliche Ein- und Ausfuhr ge¬
eigneten Flusse, bespült wird, am Fuße von Hngeln, die, mit Weinbergen
und herrlichen Fruchtgärten bekränzt, es von Süden her umgeben, von dem
die durch Tätigkeit und Erfahrung tüchtigsten Ärzte bekräftigen, daß es der
Gesundheit selbst sehr zuträglich sei. Von Westen und Norden ist es von
blühenden Wiesen, heilkräftigen Wäldern und fruchtbaren Äckern umgeben;
die Reichlichfeit und Fülle der Früchte ist so groß, daß Frankfurt der Speicher
der benachbarten Völker ist, daß Bacchus und Ceres dort stark wetteifern.
An Fleisch von Haus- und Jagdtieren, an Geflügel und den besten Fischen,
an Holz, Futter, überhaupt allem, was das menschliche Leben nicht leicht
entbehren kauu, ist dort eine solche Menge vorhanden, daß die meisten Städte
und Lande davon sich unterhalten.
Da wir es keiueswegs für unserer Pflicht und Aufgabe entsprechend halten,
so ehrenhafte und ausgezeichnete Bitten von Gebildeten zurückzuweiseu, weil.