Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

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13. Stiftung der Universität Frankfurt a. d. O. 1505. 
^Cod. dipl. Brandenb. I. 23. Nr. 375. Lateinisch. Übersetzung bei Zurbonsen a. a. O. 
Da nichts für das ganze Menschengeschlecht Höheres als das Studium 
der Wissenschaften, nichts Ausgezeichneteres, nichts Förderlicheres jemals zu 
Tage getreten — denn in den Wissenschaften beruht die Unsterblichkeit, wird 
die Unvergänglichkeit des Gedächtnisses erhalten, die vor Jahrhunderten ge¬ 
schehene Tat und die Kenntnis jeglichen Wissens erfaßt, der ursprünglich rohe 
Geist, des menschlichen Lebens Führer und Lenker, gebildet: so sind wir 
Joachim, von des allmächtigen Gottes Gute Erzkanzler und Kurfürst des 
heiligen römischen Reiches, Markgraf von Brandenburg, Herzog von Stettin, 
Pommern, der Kassnben und Wenden, Burggraf von Nürnberg, Fürst von 
Rügen, oft verwundert gewesen, weshalb in unserm Deutschland mehrere in 
allen Künsten als in diesem so gerühmten Studium der Wissenschaften nach 
der Vorfahren, Väter und unserm Gedächtnisse bewundernswert gewesen und 
noch sind, so daß einen weißen Raben zu sehen glaubt, wer einen in den 
Wissenschaften glänzenden Mann sucht. Und bei unsrer Untersuchung darüber 
bieten sich viele Ursachen dafür dar, besonders die, daß Menschen von ge¬ 
ringerem Vermögen sich beklagen über die großen Kosten, Vermögendere aber 
über die Roheit, Saumseligkeit ober, was besonders zu tadeln, über die Lehr¬ 
tätigkeit der Lehrer; auch sagt den meisten, wenn sie selbst über die Alpen 
gehen und Hochschulen von Italien besuchen, nicht das Klima zu, und sie 
werden deshalb selbst wider ihren Willen mitten in der Zeit heimgezogen oder 
gar auf der Fahrt hingerafft, bevor sie den ersehnten Hafen erreichen. Uns 
haben nun Kandidaten und Professoren der Wissenschaften durch beständige 
Aufforderungen und tägliches Bitten angehalten, damit nicht ferner mehrere von 
den Wissenschaften und Studien ferngehalten würden, eine Hochschule zu er¬ 
richten, wohin wie zu einem Asyle scharenweise diejenigen zusammenströmen 
könnten, die den Geist durch Unterweisung, die Sprache durch Redekunst aus¬ 
zubilden und ihr Feld durch den Quell der Bildung zu befruchten trachten. 
Nun haben wir in unserer Herrschaft eine besuchte Stadt, den Markt 
vieler Nationen: Frankfurt an der Oder, das sich auszeichnet durch 
heiteres und gemäßigtes Klima, gen Osten liegend, wo es von der Oder, dem 
klarsten, fischreichsten und für Schiffahrt sowie jegliche Ein- und Ausfuhr ge¬ 
eigneten Flusse, bespült wird, am Fuße von Hngeln, die, mit Weinbergen 
und herrlichen Fruchtgärten bekränzt, es von Süden her umgeben, von dem 
die durch Tätigkeit und Erfahrung tüchtigsten Ärzte bekräftigen, daß es der 
Gesundheit selbst sehr zuträglich sei. Von Westen und Norden ist es von 
blühenden Wiesen, heilkräftigen Wäldern und fruchtbaren Äckern umgeben; 
die Reichlichfeit und Fülle der Früchte ist so groß, daß Frankfurt der Speicher 
der benachbarten Völker ist, daß Bacchus und Ceres dort stark wetteifern. 
An Fleisch von Haus- und Jagdtieren, an Geflügel und den besten Fischen, 
an Holz, Futter, überhaupt allem, was das menschliche Leben nicht leicht 
entbehren kauu, ist dort eine solche Menge vorhanden, daß die meisten Städte 
und Lande davon sich unterhalten. 
Da wir es keiueswegs für unserer Pflicht und Aufgabe entsprechend halten, 
so ehrenhafte und ausgezeichnete Bitten von Gebildeten zurückzuweiseu, weil.
	        
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